Chart to Watch: Europa fährt seine Verteidigungsausgaben hoch
Unter der Trump-Administration werden lange gültige Grundsätze der Ordnung nach dem Zweiten Weltkrieg infrage gestellt. Immer mehr europäische Regierungen reagieren darauf, indem sie ihre Verteidigungsausgaben hochfahren, wovon die Rüstungsunternehmen in der Region erheblich profitieren werden. Dadurch eröffnen sich für Anleger, die außerhalb der USA nach Wachstum suchen, neue Renditechancen.

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Zentrale Erkenntnisse:
- Seit mehr als zehn Jahren spielen Nicht-US-Aktien an den globalen Märkten eher eine Außenseiterrolle. Die veränderte weltpolitische Lage trägt jedoch dazu bei, die Aussichten einiger Nicht-US-Unternehmen zu verbessern.
- Ein Beispiel sind Rüstungsunternehmen. Die europäischen Regierungen kündigen derzeit Pläne zur Erhöhung der Verteidigungsausgaben an, in Reaktion auf Tatsache, dass die USA ihren Schwerpunkt voraussichtlich weg von Europa auf den pazifischen Raum verlagern wird.
- Anleger könnten bei europäischen Rüstungsunternehmen attraktives Wachstum und eine Möglichkeit zur Diversifizierung von US-fokussierten Aktienportfolios finden.
Quelle: NATO, Verteidigungsausgaben der NATO-Länder (2014-2024), Stand: 17. Juni 2024. BIP = Bruttoinlandsprodukt. NATO = Nordatlantikpakt-Organisation, ein zwischenstaatliches transnationales Militärbündnis von 32 Mitgliedstaaten (30 europäische und zwei nordamerikanische). Island ist in den Daten nicht enthalten, da das Land über keine Streitkräfte verfügt.
Die europäischen Verteidigungshaushalte sind über Jahrzehnte hinweg kaum oder gar nicht gestiegen. Doch angesichts neuer geopolitischer Spannungen und des Führungswechsels im Weißen Haus dürften die Verteidigungsausgaben in der Region nun beschleunigt werden.
Schon jetzt haben Länder, die in der Nähe Russlands liegen, ihre Verteidigungsausgaben im Verhältnis zu ihrem Bruttoinlandsprodukt (BIP) massiv erhöht. So hat etwa Polen 2024 mehr als 4% seines BIP für den Verteidigungssektor eingeplant – gegenüber weniger als 2% vor zehn Jahren. Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission, gab kürzlich bekannt, nach denen die EU die Aktivierung eines Mechanismus plane, der es den Mitgliedsstaaten ermöglicht, ihre Verteidigungsausgaben deutlich zu erhöhen, ohne an anderer Stelle Kürzungen vornehmen zu müssen. Außerdem schlug sie Kredite an die EU-Mitgliedstaaten bis zu 150 Milliarden Euro (158 Milliarden US-Dollar) für die Aufrüstung vor, da sie sich Sorgen über die schwindende Unterstützung der USA für die Ukraine macht.
Einige Länder sind bereits aktiv geworden. So hat Großbritannien in diesem Jahr zugesagt, seine Verteidigungsausgaben von schätzungsweise 2,3% des BIP im Jahr 2024 auf 2,5% im Jahr 2027 zu erhöhen (und in den Folgejahren ein Niveau von 3% anzustreben). Und auch Dänemark hat angekündigt, seine Verteidigungsausgaben in den Jahren 2025 und 2026 auf mehr als 3% des BIP anzuheben. Unterdessen hat die voraussichtlich neue Regierung in Deutschland gerade einen Infrastrukturfonds von 500 Milliarden Euro (528 Milliarden Dollar) angekündigt. Sie will außerdem auch das Grundgesetz ändern, um Verteidigungsausgaben von der Schuldenbremse auszunehmen.
Der Politikwechsel hat für Stützung europäischer Rüstungsaktien gesorgt. Dennoch wurden viele dieser Aktien bis vor kurzem noch zu Bewertungen gehandelt, die deutlich niedrigere Wachstumsraten widerspiegelten. Ein möglicher Grund liegt darin, dass die Marktteilnehmer Nicht-US-Aktien nach der mehr zehnjährigen Outperformance des US-Marktes offenbar abgeschrieben habe – was Anleger vor dem Hintergrund der sich verändernden geopolitischen Lage jedoch überdenken sollten.
Wir stehen an einem Wendepunkt in der Finanz-, Handels- und Verteidigungspolitik und sind der Meinung, dass die daraus resultierende Volatilität zu Verwerfungen führen wird, die Anleger nutzen können. Ein Beispiel dafür ist der Verteidigungssektor, der außerhalb der USA in der Vergangenheit nur sehr langsam gewachsen ist. Da sich jedoch die geopolitischen Allianzen verschieben, erwarten wir, dass sich die Umsätze im Nicht-US-Verteidigungssektor beschleunigen werden. Zudem glauben wir, dass die Märkte jetzt erst beginnen, dieses Potenzial für schnelleres Wachstum zu erkennen. – Julian McManus
Ausländische Wertpapiere unterliegen zusätzlichen Risiken, darunter Währungsschwankungen, politische und wirtschaftliche Unsicherheit, eine erhöhte Volatilität, eine geringere Liquidität sowie unterschiedliche Rechnungslegungs- und Berichtsstandards, die alle auf die Schwellenländer verstärkt zutreffen.
Die Volatilität misst das Risiko anhand der Streuung der Renditen für eine bestimmte Anlage.