Bitte stellen Sie sicher, dass Javascript zwecks Zugang zur Websiteaktiviert ist Global Perspectives: Where do we go from here? - Janus Henderson Investors - Europe PI Germany
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Globale Perspektiven: Wie geht es weiter?

Erhalten Sie einen Ausblick auf die zweite Hälfte des Jahres 2024 im Rahmen einer Podiumsdiskussion auf unserem jüngsten Global Investment Summit. Jim Cielinski, Global Head of Anleihen, nimmt gemeinsam mit Lucas Klein, Head of EMEA and Asia Pacific Equities, und Marc Pinto, Head of Americas Equities, an einer von Matthew Bullock, EMEA Head of Portfoliokonstruktion und Strategie, moderierten Sitzung teil.

Jim Cielinski, CFA

Jim Cielinski, CFA

Global Head of Fixed Income


Marc Pinto, CFA

Marc Pinto, CFA

Head of Americas Equities


Lucas Klein

Lucas Klein

Head of EMEA and Asia Pacific Equities


Matthew Bullock

Matthew Bullock

Leiter des Bereichs EMEA – Portfoliokonstruktion und Strategie


13. Juni 2024
25 Minuten Hörzeit

Zentrale Erkenntnisse:

  • Die Weltwirtschaft hat sich im bisherigen Jahresverlauf als widerstandsfähig erwiesen und es gibt Anzeichen dafür, dass eine konjunkturelle Erholung bevorsteht.
  • Zu den Hauptthemen gehören die Besonderheiten dieses Zyklus, die Solidität der US-Aktien, die Chancen in Europa und Japan und wie man künstliche Intelligenz jenseits des Hype beurteilen kann.
  • Wir sehen in allen Anlageklassen interessante Möglichkeiten, uns gezielt für die nächste Phase des Zyklus zu positionieren.

Alternativ können Sie sich auch eine Videoaufzeichnung des Podcasts ansehen:


Bullock: Zunächst einmal ein herzliches Willkommen an alle, die an der heutigen Veranstaltung mit dem Titel "Where Do We Go From Here?“ teilnehmen. Zur Unterstützung haben wir die Anlageexperten aus dem gesamten Unternehmen zu Gast, die die vornehme Aufgabe haben, zu erörtern, wohin sich die Märkte ihrer Meinung nach für den Rest des Jahres und darüber hinaus entwickeln werden.

Bevor wir ins Detail gehen,möchte ich mich kurz vorstellen: Ich bin Matthew Bullock, EMEA Head of Portfolio Construction & Strategy.Aber vor allem habe ich drei Anlageexperten an meiner Seite,nämlich Jim Cielinski, Global Head of Fixed Income,Lukas Klein, Head of Equities, EMEA & Asia Pacific, und Marc Pinto, Head of Americas Equities. Meine Herren, willkommen.

Also, wie ich eingangs sagte, lautet das heutige Thema: Wie geht es weiter? Aber bevor wir herausarbeiten, wohin die Reise geht, möchte ich Jim die folgende Frage stellen: Wo haben wir in den letzten sechs Monaten gestanden, wo stehen wir heute und gab es auf dem Weg dorthin viele Überraschungen?

Cielinski: Nun, als Anleger in festverzinsliche Wertpapiere sind wir in dieses Jahr so ähnlich gestartet wie im letzten Jahr.Und dies war - um ehrlich zu sein - einer der schlechtesten Jahresstarts der Anleihemärkte, die wir je erlebt haben. Die Zinsen sind auf hohem Niveau. Das liegt zum großen Teil daran, dass wir die Erwartungen von Zinssenkungen durch die Zentralbanken ausgepreist haben. Zu Beginn dieses Jahres hatten wir sechs oder sieben Zinssenkungen eingepreist. Jetzt sind es nicht einmal zwei. Bemerkenswert ist jedoch, wie ruhig Märkte jenseits der Zinssätze geblieben sind, die im Laufe des Jahres einen starken Anstieg verzeichneten.

Die Inflation war zwar etwas hartnäckig, aber die Resilienz der Verbraucher ist meiner Meinung nach einer der wichtigsten Treiber für die Märkte. Und das hat meines Erachtens dazu geführt, dass die Wachstumserwartungen stabil geblieben sind. Die Inflationserwartungen sind nach wie vor verhalten. Obwohl die Inflation hartnäckig ist, sind die langfristigen Inflationserwartungen sehr verhalten. Das hat die Märkte veranlasst, den Risikomärkten, wie z. B. bei den Unternehmenskrediten, von einer weichen Landung auszugehen. Die schwer definierbare weiche Landung, die vor einem Jahr noch als aussichtslos galt, wird jetzt als zentraler Punkt angesehen. Also wieder einmal ein schlechter Start für die Anleihemärkte. Der Silberstreif am Horizont ist der Umstand, dass die Renditen und Erträge so attraktiv sind wie schon lange nicht mehr. Aber ich muss feststellen,dass global die Resilienz der Verbraucher und die zugrundeliegende Stärke der Weltwirtschaft angesichts der höheren Zinsen eher eine große Überraschung waren.

Bullock: Marc, diese Frage geht an Sie: Trotz aller Unsicherheiten haben sich die Aktienmärkte im Allgemeinen gut entwickelt, insbesondere in den USA. Warum haben die Aktienmärkte nach Ihrer Meinung den konjunkturellen Gegenwind so schnell verdaut?

Pinto: Matt, ich denke, es gibt drei Gründe,warum sich die US-Aktienmärkte so resilient gezeigt haben. Der S&P ist im bisherigen Jahresverlauf um fast 10 % gestiegen. Der erste Grund ist also, dass die sprichwörtliche weiche Landung, auf die Jim hingewiesen hat, definitiv in Sicht ist.

Ich denke, wir haben die richtige Balance der Faktoren, die man für eine weiche Landung braucht, d.h. eine gewisse wirtschaftliche Verlangsamung, aber nicht zu ausgeprägt, so dass wir eine Rezession vermeiden, und eine gewisse Abschwächung der Inflation, die wir allmählich beobachten. Wir sind eindeutig nicht in der Nähe des Inflationsziels der Fed von 2 bis 3 %, wahrscheinlich eher bei zwei. Aber wir stellen fest, dass sich die Inflation in die richtige Richtung entwickelt. So ist die Lohninflation im April auf Jahresbasis um 3,5 %gestiegen, was eine Verlangsamung gegenüber den Vormonaten darstellt.

Das Szenario einer sanften Landung ist in der Regel ein sehr gutes Umfeld für Aktien, insbesondere für Wachstumsaktien. Und ich denke, dass der Markt beginnt, dieses Umfeld einzupreisen. Wenn wir die Datenlage jedoch erkennen lässt,dass die Wirtschaft vielleicht zu heiß läuft oder dass die sich Inflation immer noch auf einem Niveau bewegt, das über den Erwartungen der Fed liegt, dann wird der Markt den Rückwärtsgang einlegen.

Wenn Sie den wirtschaftlichen Gegenwind ansprechen - und das ist der zweite Grund - ist festzuhalten,dass dieser Gegenwind in den USA wesentlich geringer ist als im Vereinigten Königreich oder in Europa. Im ersten Quartal beispielsweise wuchs die US-Wirtschaft oder ... Entschuldigung, im Jahr 2023 wuchs die US-Wirtschaft um 2,5 %. Im ersten Quartal legte sie um 1,6 % zu. Ich denke, das BIP-Wachstum im 2. Quartal wird bei 3,3% liegen. Diese Zahlen sind wesentlich besser, besser als im Vereinigten Königreich und wesentlich besser als in der Eurozone. Wenn man also nach relativem Wirtschaftswachstum Ausschau hält, sind die USA - abgesehen von den Schwellenländern oder den nicht entwickelten Märkten - wahrscheinlich der beste Ort, um danach zu suchen. Der dritte Grund ist, dass wir eine Reihe von langfristigen Wachstumsfaktoren haben, die die Aktien nach oben treiben. Und natürlich wurde viel darüber gesprochen,sei es über künstliche Intelligenz, sei es über Innovationen im Gesundheitswesen und über die Performance der "Magnificent Seven", die entgegen allen Erwartungen weiterhin sehr gut abschneiden. Und sie zeigen aus guten Gründen eine gute Performance, denn die Mega-Trends wie künstliche Intelligenz, Internet der Dinge, Cloud-basiertes Computing sind alle sehr lebendig und treiben das Umsatz- und Gewinnwachstum an. Ungeachtet der, sagen wir, lauen Konjunktur treiben diese langfristigen Trends die Gewinne der großen US-Unternehmen in die Höhe, und letztendlich folgen die Aktienkurseden Gewinnen. Das ist wahrscheinlich der dritte Grund, warum sich die Aktienmärkte, vor allem in den USA, sehr resilient gezeigt haben.

Bullock: Danke, Marc. Lucas, wir haben gehört, dass sich die US-Aktienmärkte recht gut entwickeln und Resilienz zeigen. Aber auch Europa und Asien gehören zu Ihrem Aufgabenbereich, wo ein eher gemischtes Bild vorherrscht. Gibt es Bereiche, die das Team als besonders interessant identifiziert hat, bzw. Bereiche, in denen Sie eher zurückhaltend agieren?

Klein: Danke, Matt. Diese Frage würde ich zunächst gerne von einer anderen Seite beleuchten. Der US-Markt hat den Rest der Welt in den 15 Jahren bei den Aktien überflügelt, und wenn man sich die Geschichte der Aktienmärkte der letzten 50 oder 60 Jahre ansieht, ist das die längste Periode, in der eine Region in Führung lag. Eine der Fragen, die wir uns stellen müssen, lautet daher: Wie lange kann das so weitergehen? Wir sind uns wohl alle einig,dass der Preis, den Sie für eine Anlage zahlen, ein wichtiger Faktor für die Rendite ist, die Sie während der Haltedauer dieser Anlage erzielen. Ich glaube, es war Warren Buffett, der sagte, der wichtigste Begriff beim Anlegen sei die Sicherheitsmarge. Betrachtet man also die Bewertungsspanne zwischen den Nicht-US-Märkten und den US-Märkten, so ist diese Bewertungsspanne so groß wie seit mindestens 25 Jahren nicht mehr, und das gilt übrigens auch, wenn man den Branchenmix berücksichtigt. Man könnte auchsagen, der Rest der Welt ist im Sonderangebot. Nun reichen Bewertungen nicht aus, um eine Markt-Rallye auszulösen, aber sie kann die Chancen zu Ihren Gunsten beeinflussen. Ein Beispiel dafür ist China, wo die Aktienmärkte durch drei oder vier wirklich schwierige Jahre mit unterdurchschnittlicher Performance gingen. Der Markt wurde richtig billig, und mit nur einem leichten Anflug von guten Nachrichten im April sind die Aktienmärkte dann in die Höhe geschossen. Sie sind um ca. 20 % gestiegen, und Hongkong ist jetzt der Aktienmarkt mit der besten Performance im bisherigen Jahresverlauf weltweit. Ich würde also sagen,dass es auch außerhalb der USA Möglichkeiten gibt.

Zwei Bereiche, für die wir optimistisch gestimmt sind, sind Europa und Japan. In Bezug auf Europa möchte ich darauf hinweisen, dass der gerade erwähnte Bewertungsabschlag ziemlich extrem ist und dass die Aktionäre einen höheren Cash-Returnerhalten. Gemessen an der Marktkapitalisierung geben europäische und britische Unternehmen jedes Jahr etwa 5 bis 6 % ihrer Marktkapitalisierung über Dividenden und Rückkäufe an die Aktionäre zurück. Das ist etwa doppelt so viel wie in den USA. Wenn Sie also in europäische Aktien investieren, erhalten Sie Ihr Geld zurück.

Für Japan hingegen würde ich sagen, dass dies der zweite Markt ist,auf dem wir echte Chancen sehen. Das liegt vor allem an den laufenden Reformen im Bereich der Corporate Governance. Wie Sie wissen, haben sowohl die Aufsichtsbehörde als auch die Regierung dort Reformen im Bereich der Corporate Governance vorangetrieben, sei es durch eine stärkere Vertretung unabhängiger Direktoren, eine verbesserte Offenlegung, die Ermutigung institutioneller Anleger, sich stärker in Unternehmen zu engagieren, oder durch eine Verringerung von Überkreuzbeteiligungen. All dies dürfte die Renditen wie auch die Bewertung verbessern und dem japanischen Markt langfristig Rückenwind verleihen.

Bullock: Danke, Lucas. Ich möchte jetzt über einen breiteren Themenbereich sprechen, nämlich auf die drei strukturellen Veränderungen, die unserer Ansicht nach die Marktrenditen in den kommenden Jahren bestimmen werden. Ich möchte jeden dieser Faktoren gesondert betrachten, um zu verdeutlichen, welche potenziellen Auswirkungen auf Ihre jeweiligen Märkte für den Rest des Jahres zu erwarten sind, aber auch, wie Sie sich für das Wachstum auf lange Sicht positionieren. Zur kurzen Erinnerung für die Zuhörer: Falls Sie Sie noch nicht von den drei strukturellen Veränderungen gehört haben, wie wir sie bezeichnen:Die erste betrifft die der Kapitalrendite,die zweite sind die demografischen Faktoren und die dritte die geopolitische Neuausrichtung.

Wir werden also alle diese Punkte der Reihe nach beleuchten. Jim, lassen Sie uns mit Ihnen und der Kapitalrendite beginnen. Selbst wenn wir in der zweiten Jahreshälfte Zinssenkungen der Zentralbanken sehen sollten, werden die Zinsen wahrscheinlich immer noch höher sein als in den letzten Jahren. Was bedeutet das für die Positionierung Ihrer Rentenportfolios, insbesondere im Hinblick auf die Bonität?

Cielinski: Ja, Matt. Ich denke, wir fokussieren uns sehr stark auf die negativen Auswirkungen höherer Zinssätze. Es gibt auch ein e Menge positiver Auswirkungen. Zunächst einmal erhält man eine Rendite in der Anlageklasse. Und zweitens hat uns dies in den letzten Jahren daran erinnert, dass Inflation für ein verschuldetes Unternehmen keine schlechte Sache ist. Eine höhere Inflation ermöglicht es Ihnen, Ihre Schulden mit einer im Grunde genommen abgewerteten Währung zu begleichen. Und das kann etwas Positives sein. Warum ist das schlecht? Nämlich wenn die Inflation so hoch ist, So heiß gelaufen, dass sie einen politischen Fehler oder eine politische Reaktion erzwingt, die uns in eine Rezession führt und destabilisierend wirkt, dann ist das ein Problem. Deshalb ist die sanfte Landung, über die wir hier sprechen, so wichtig. Sie hat er ermöglicht, dass die Unternehmen ihre Schulden mithilfe der Inflation abbauen konnten. Das zugrunde liegende Wachstum hat zu einem Anstieg von EBITDA, Gewinn und Cashflow geführt. Daher blieb die Bonität trotz der höheren Zinsen nicht nur stabil, sondern hat sich in vielen Fällen sogar verbessert. Ich denke also, dass die Inflation und die höheren Zinssätze zu einer Streuung und Unsicherheit führen, aber im Grunde genommen sind sie gut für festverzinsliche Wertpapiere. Die Verwerfungen an den Märkten hielten viele von Anleihen fern. Wir haben Verluste erlitten, als diese Verzerrungen sich verflüchtigt haben, aber heute sind die Renditen so hoch wie seit vielen Jahren nicht mehr. Die Unternehmen haben dies meines Erachtens umsichtig genutzt, um ihre Schulden zu tilgen, so dass es bei den meisten Unternehmen keine kurzfristigen „Fälligkeitsmauern“ gibt, die zu Zahlungsausfällen führen könnten. Wir erkennen in der Tat neue Rahmenbedingungen. Die Unternehmen haben gut reagiert, und wenn man die weiche Landung schafft, die die Konjunktur am Laufen hält, sind das eigentlich recht gute Aussichten.

Was ich jedoch sagen möchte, ist Folgendes: Heute hat man Bewertungen, die nicht viel Spielraum lassen. Das ist die Situation heute. Die Spreads sind zurückgekommen. Und sind schmaler als zuvor. Sie spiegeln also dieses niedrigere Ausfallrisiko wider. Das bedeutet, das sman sehr gut darauf vorbereitet sein muss, was schief gehen könnte. Das soll nicht heißen, dass es schief gehen wird, aber man sollte darauf achten, wo man für das Risiko einen Ausgleich erhält. Und in unserem Fall denke ich, dass ein diversifiziertes Portfolio, das EMD, Asset-Backs, Hypotheken und all diese Dinge zusätzlich zu den Unternehmenskrediten umfasst, im Falle einer wirtschaftlichen Abschwächung eine bessere Balance im Hinblick auf die möglichen Ursachen für solche Probleme schafft. Für mich ist es daher ein Markt, bei dem es auf die Streuung ankommt. Wenn Sie global diversifizieren, streuen Sie über Regionen, über Kredite und Branchen hinweg, aber behalten Sie die Unternehmen im Auge, die von höheren Zinsen in Mitleidenschaft gezogen werden könnten. Und hier muss man unterscheiden zwischen Nominalzinsen, die gut sein können, und Realzinsen. Wenn die Zinssätze nach Abzug der Inflation hoch sind, wirkt sich dies eher restriktiv aus, und dann bekommen die Unternehmen Probleme. Dies wird bei einigen Unternehmen der Fall sein. Dies ist bereits jetzt erkennbar. Obwohl also 80-90 % der Unternehmen wirklich gut dastehen, gibt es 10-15 % der Unternehmen,die straucheln.

Und diese Streuung umzusetzen, ist für mich der Schlüssel, denn die höheren Zinssätze sind gut für viele, aber nicht für alle, und für einige sind sie negativ. Wir müssen also erkennen, wie sich die höheren Zinsen auf die Bilanzen und die Bonität auswirken, und zwar nicht nur bei den Unternehmenskrediten,sondern auch in Bezug auf Schwellenländer, Hypotheken, Asset-Backs - all diese verschiedenen Sektoren haben meiner Meinung nach unterschiedliche Wechselwirkungen mit dem Zinsumfeld. Man muss also tatsächlich das gesamte Spektrum betrachten, Matt.

Bullock: Danke, Jim. Lucas, ich möchte auf die geopolitische Neuausrichtung zu sprechen kommen. Dabei denke ich an Streuung. Ich habe bemerkt, wie Sie bei den Ausführungen von Jim genickt haben. Die Streuung ist dabei natürlich ein entscheidender Aspekt. Bei so vielen Veränderungen der Machtverhältnisse auf den Kontinenten und in den Ländern, seien es Kriege oder Wahlen, muss dies tiefgreifende Auswirkungen auf die Aktivitäten von Unternehmen, die Anwendung von Vorschriften und die Funktionsweise von Lieferketten haben. Dabei wird es große Gewinner, aber auch große Verlierer geben. Wie gehen Sie also vor, wenn es darum geht, welche Unternehmen man kaufen oder meiden sollte?

Klein: Das ist eine gute Frage, Matt. Ich denke, der Ansatz, den unsere Teams dabei verfolgen, ist in erster Linie, sich dem Wandel zu stellen und zu erkennen, dass die nächsten 30 Jahre ganz anders aussehen werden als die vorherigen 30. Wir verlassen uns also nicht auf alte Faustregeln. Was für 2004 oder 2014 galt, funktioniert nicht unbedingt im Jahr 2024 und darüber hinaus. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns eingehend mit grundlegendem Research beschäftigen, die Ärmel hochkrempeln und unsere Arbeit machen. Deshalb sprechen wir mit alle Akteuren der Lieferkette, mit Aufsichtsbehörden,Mitbewerbern und Kunden, um ein Gespür dafür zu bekommen und herauszufinden,wo die Gewinner und Verlierer stehen werden. Um nur einige Beispiele zu nennen,die das Team identifiziert hat: Diese geopolitische Neuausrichtung ... wir denken, dass die europäische Verteidigung ein Bereich ist, in dem es eindeutig Gewinner geben wird. Die jahrzehntelange, enorme Friedensdividende ... aber das bedeutete,dass Deutschland, als der Ukraine-Krieg 2022 begann, lediglich Munitionsvorräte für zwei Tage hatte und nur etwa 15-20 % seiner Land- und Luftfahrzeugflotten einsatzbereit waren. Wenn man das also hochrechnet, wie hoch die Investitionen sein müssen, um der neuen Realität Rechnung zu tragen, kann man davon ausgehen, dass es viele Jahre in Anspruch nimmt. Und wir sehen, dass die unerledigten Aufträge in dieser Branche bereits bis in die 2030er Jahre reichen. Die Lagerbestände lassen allerdings auf eine Normalisierung in etwa drei Jahren schließen. Daher sind wir der Auffassung, dass es in diesem Bereich klare Gewinner gibt.

Ein benachteiligter Bereich könnten die europäischen Automobilhersteller sein. Die Branche hat bereits mit Überkapazitäten und einem möglichen Rückstand bei der EV-Technologie zu kämpfen. In China herrscht ein Preisdruck, und dasselbe könnte auch in Europa passieren, wenn China beginnt, diese Überkapazitäten zu exportieren. Europa könnte mit Einfuhrzöllen reagieren, aber China könnte Vergeltung üben. Die deutschen Automobilhersteller Erzielen in China immer noch über 30 % ihrer Gewinne.

Zudem stehen im November in den USA Wahlen an, und Trump hat der europäischen Automobilindustrie im Falle seiner erneuten Wah lmit Importzöllen gedroht. Auch in dieser Branchesehen wir also potenzielle Herausforderungen. Das sind nur zwei Beispiele dafür, dass es selbst innerhalb derselben Region, die beide eigentlich dem europäischen Industriesektor zugerechnet werden, eine echte Aufspaltung in Gewinner und Verlierer gibt.

Bullock: Danke, Lucas. Marc, sprechen wir nun über den demografischen Wandel. Die Gesellschaft, wie wir leben und arbeiten, verändert sich erheblich. Vor allem die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben all dies nachhaltig verändert. Wenn man dann noch die Auswirkungen der sich schnell entwickelnden Technologie, insbesondere der künstlichen Intelligenz (KI), berücksichtigt, die Sie vorhin bereits erwähnt haben, bieten sich den Anlegern eine Reihe von Möglichkeiten. Aber wie unterscheidet man zwischen überbewerteten Trends und den echten, längerfristigen Trends,vor allem jetzt, da alle auf der Suche nach den großen Wachstumsstorys sind?

Pinto: Das ist eine interessante Frage. Ich denke, dass es viele Trends gibt, die bleiben werden, und ich kann nicht sagen, ob es irgendwelche überbewerteten Trends gibt. Aber ich meine, es gibt Trends, die vorübergehend sein könnten. Ich möchte Ihnen ein Beispiel geben. Nach der Corona-Pandemie haben wir einen enormen Aufschwung im Reise- und Freizeitbereich erlebt,und das macht auch Sinn. Denn während der Corona-Pandmie konnten die Menschen nicht reisen, sie konnten ihre Häuser nicht verlassen und gaben ihr verfügbares Geld für Waren und Dienstleistungen aus. Nun hat sich das umgekehrt. Und so sehen wir ein starkes Wachstum in der Reisebranche, sei es bei den Flugmeilen, sei es bei den Hotelbelegungen. Und das ist auch nachvollziehbar. Es gibt einen Nachholbedarf bei Reisen, und der scheint nun schon ein paar Jahre anzuhalten. Ich weiß nicht, ob das von Dauer sein wird. Irgendwann ... Ich denke, dass sich Reisen und Freizeit auf ein normaleres Niveau verlangsamen werden, obwohl diese Generation, die jüngere Generation, eindeutig mehr Wert auf persönliche Erfahrungen als auf den Kauf von materiellen Gütern legt.

Und wir haben Beispiele für das aktuelle Verbraucherverhalten in verschiedenen Segmenten des Verbrauchersektors gesehen. Wie bereits erwähnt haben dieBereiche Reisen und Freizeit eine starke Performance gezeigt. Bei den Konsumgütern, und sogar bei den Gütern des täglichen Bedarfs,haben wir einen durchschlagenden Trade-Down-Effekt bei den Verbrauchern festgestellt: Als sie während der Corona-Pandemie in ihren Häusern bleiben mussten, kauften sie das teuerste Waschmittel, weil sie ihr Geld nirgendwo anders ausgeben konnten. Nun, diese Zeiten haben sich geändert. Eine weitere große Auswirkung der Corona-Pandemie und des demografischen Wandels ist natürlich die Möglichkeit, von zu Hause aus oder an anderen Orten zu arbeiten. Ich denke, dieser Trend wird sich fortsetzen. Es ist sehr schwer, diesen Geist wieder in die Flasche zu bekommen. Die Menschen gewöhnen sich daran, freitags von zu Hause aus arbeiten zu können. Es ist wahrscheinlich schwer, von ihnen zu verlangen, dass sie auch an einem Freitag wieder ins Büro kommen sollen. Wie wirkt sich das nun aus? Nun, wir sehen definitiv eine geringere Auslastung bei Gewerbeimmobilien. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass der Markt für Gewerbeimmobilien ziemlich schwach ist. Wir sehen das an den Strukturen,an den Bevölkerungszahlen in den Städten, an der Stadtflucht. Und ich denke, das wird sich fortsetzen. Und natürlich haben wir die Technologie, um dies zu ermöglichen. Die Qualität dieses Videos, der virtuellen Präsentation, spricht meiner Meinung nach dafür. Und dies ist zu einer akzeptierten Norm geworden.

Wir gehen also davon aus, dass die Arbeit von zu Hause aus weitergehen wird, mit all den damit verbundenen Folgen. Was die KI betrifft, so stehen wir meiner Meinung nach noch ganz am Anfang, aber die Auswirkungen sind bereits erkennbar. So habe ich zum Beispiel zur Vorbereitung auf dieses Gespräch Microsoft Copilot benutzt, um mich über einige der demografischen und globalen Trends zu informieren, von denen ich wusste, dass wir darüber sprechen würden. Und ich hoffe, dass ich nun besser informiert rüberkomme. Aber wenn nicht, dann wissen wir, dass die künstliche Intelligenz noch einen weiten Weg vor sich hat.

Bullock: Das lassen wir das Publikum entscheiden, Marc.

Pinto: Ja. Aber es ist ein mächtiges Werkzeug, und ich denke, wir haben gerade erst die Spitze des Eisbergs gesehen. Als Unternehmen sind wir stark darauf fokussiert, künstliche Intelligenz intern einzusetzen, damit wir intelligenter und effizienter arbeiten können. Und das wird auch so bleiben. Auf welche Bereiche des Ökosystems der künstlichen Intelligenz sollten wir uns als Anleger also konzentrieren? Nun, wir alle wissen,dass künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen enorme Rechenleistungen erfordern. Und wer liefert diese Rechenleistung? Nun, es sind die Halbleiterunternehmen. Wir haben alle die Performance von Nvidia gesehen, das als eine Art Aushängeschild dafür gilt. Aber wir schauen uns auch gerne die Zweit- und Drittplatzierten an, die ebenfalls in gewissem Maße Treiber dieser Trends sind. Wir haben uns also nicht nur auf die Halbleiterunternehmen fokussiert, sondern auch auf die Halbleiterausrüster, also Unternehmen,die die Werkzeuge für die Herstellung dieser hochmodernen Mikroprozessoren und GPUs liefern, die für den Betrieb von KI-Computersystemen benötigt werden.

Und dann kann man sogar noch einen Schritt weiter gehen. Wir alle wissen, dass viele Rechenzentren gebaut werden, um all diese Server mit diesen sehr leistungsfähigen Chips darin unterzubringen. Diese Rechenzentren werden also einen enormen Stromverbrauch haben. Es ist nicht überraschend, dass in den USA die Aktien von Energieversorgern im ersten Quartal eine sehr gute Performance gezeigt haben. Und ich denke, dass dies auf die Erwartung eines höheren Energieverbrauchs zurückzuführen ist,der durch generative KI und maschinelles Lernen entsteht. Ich denke also, dass diese Trends real sind. Und ich glaube nicht, dass sich das ändert. Wie ich bereits erwähnt habe, könnten einige dieser Trends eher vorübergehend sein. Aber ich denke, dass wir noch mindestens einige Jahre lang viele Investitionsmöglichkeiten bei Unternehmen haben, die hinter diesen Trends stehen. Denn ich gehe nicht davon aus, dass sie in nächster Zeit verschwinden werden.

Bullock: Damit sind wir am Ende unserer Zeit angelangt. Ich möchte mich bei Lucas, Jim und Marc für ihre Einblicke bedanken. Und wenn Sie noch weitere Fragen haben, wenden Sie sich bitte an Ihren JHI-Vertreter.

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Glossar

 

 

 

Jim Cielinski, CFA

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Marc Pinto, CFA

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Head of Americas Equities


Lucas Klein

Lucas Klein

Head of EMEA and Asia Pacific Equities


Matthew Bullock

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Leiter des Bereichs EMEA – Portfoliokonstruktion und Strategie


13. Juni 2024
25 Minuten Hörzeit

Zentrale Erkenntnisse:

  • Die Weltwirtschaft hat sich im bisherigen Jahresverlauf als widerstandsfähig erwiesen und es gibt Anzeichen dafür, dass eine konjunkturelle Erholung bevorsteht.
  • Zu den Hauptthemen gehören die Besonderheiten dieses Zyklus, die Solidität der US-Aktien, die Chancen in Europa und Japan und wie man künstliche Intelligenz jenseits des Hype beurteilen kann.
  • Wir sehen in allen Anlageklassen interessante Möglichkeiten, uns gezielt für die nächste Phase des Zyklus zu positionieren.