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ESG-Ausblick: Von moralischen Imperativen zur finanziellen Wesentlichkeit

Chief Responsibility Officer Michelle Dunstan untersucht die Entwicklung des verantwortungsvollen Investierens, die Integration von Umwelt-, Sozial- und Governance-Daten (ESG) und die sich entwickelnde Landschaft der Regulierung von künstlicher Intelligenz (KI) und Initiativen für Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion (DEI). Ihr Ausblick auf 2025 unterstreicht einen klaren Wandel hin zu Praktikabilität, Datenstandardisierung und integrativen Strategien, die darauf abzielen, den organisatorischen Fortschritt zu unterstützen.

Michelle Dunstan

Michelle Dunstan

Chief Responsibility Officer


4. Dezember 2024
7 Minuten Lesezeit

Zentrale Erkenntnisse:

  • Es wird erwartet, dass sich die Investmentbranche im Jahr 2025 wieder auf die Grundlagen des verantwortungsvollen Investierens besinnen wird. Bei diesem Wandel, angetrieben durch die komplexe geopolitische Lage, liegt der Schwerpunkt auf praktische, finanziell wesentliche ESG-Anstrengungen. Zugleich sehen wir, dass die DEI-Landschaft einen stärkeren Fokus auf messbare Maßnahmen legt. Dies zeigt die Notwendigkeit für Unternehmen, sich anzupassen.
  • Die Weiterentwicklung der Standards zum ESG-Reporting und die regulatorischen Vorgaben zur Offenlegung erhöhen die Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit von ESG-Daten für Anleger. Aber es bleiben Herausforderungen bei der Zusammenführung dieser Daten und ihrer Einbeziehung in den Prozess der Anlageentscheidung.
  • Darüber hinaus ist eine verantwortungsvolle Einführung und Regulierung von KI unerlässlich, um die mit dem Missbrauch dieser transformativen Technologie verbundenen Risiken zu minimieren.

Wir sind davon überzeugt, dass die Anlagewelt im Begriff ist, sich wieder an den Grundprinzipien des verantwortungsvollen Investierens zu orientieren und dabei den Schwerpunkt auf finanzieller Wesentlichkeit und evidenzbasierten Praktiken zu legen. Triebfeder dieses Wandels ist der Umstand, dass die komplexen Verbindungen zwischen geopolitischen Ereignissen und der Innenpolitik weltweit anerkannt werden. Dies unterstreicht die Bedeutung der Fundamentaldaten für Anlageentscheidungen.

Die PRI in PERSON-Konferenz im Oktober 2024 in Toronto, an der über 2.100 Experten teilnahmen, ist Ausdruck dieses Wandels. Die Diskussionen signalisierten eine Verschiebung von moralischen Imperativen hin zu praxsisorientierten Aspekten. Dies spiegelt den zunehmenden Pragmatismus in der Branche wider, der stark von den US-amerikanischen Marktteilnehmern beeinflusst wird.

Bei Janus Henderson standen diese Prinzipien schon immer im Vordergrund unserer Aktivitäten im Bereich des verantwortungsvollen Investierens. Wir sind davon überzeugt, dass ein durchdachter, praxis-, und Research- und zukunftsorientierter Ansatz für die ESG-Integration nicht nur den treuhänderischen Pflichten der Anlageverwalter entspricht, sondern auch bei der Bewältigung geopolitischer Entwicklungen von Vorteil sein kann. Zusätzlich zu den angespannten internationalen Beziehungen müssen sich Anleger weiterhin mit den Auswirkungen des Klimawandels, der Energiesicherheit und Problemen in den Lieferketten auseinandersetzen. Die Rolle der Geopolitik bei ESG wird immer wichtiger, wobei erhebliche Investitionen in saubere Energie durch China und Japans Green Transformation Plan als Paradebeispiele dienen.

Große Themen wie die Dekarbonisierung des Stromnetzes erfordern eine regulatorische Aufsicht und gesetzliche Anreize. Dies zeigt die Bedeutung sowohl eines systemisch-politischen Engagements als auch eines unternehmensspezifischen Dialogs. Dieser Ansatz ist von entscheidender Bedeutung, da Anleger die finanziell wesentlichen Ergebnisse ihrer Entscheidungen im Jahr 2025 und darüber hinaus abwägen.

DEI-Initiativen im Wandel, bleiben aber relevant

In den letzten zehn Jahren haben sich DEI-Initiativen vor einem sich wandelnden politischen Hintergrund zu einem zentralen Bestandteil strategischer Diskussionen innerhalb von Unternehmen entwickelt. Trotz unterschiedlicher Meinungen über ihre Wirksamkeit bei der Gestaltung der Arbeitsplatzkultur und der Erzielung konkreter Ergebnisse bleibt das Engagement für die Förderung gerechter und integrativer Arbeitsplätze unverändert hoch.

Allerdings haben einige Unternehmen ihre DEI-Programme eingestellt oder überdenken sie, wobei sie Konzepte wie Teilhabe und Inklusion in den Vordergrund stellen und über die bloße Repräsentation als Erfolgskennzahl hinausgehen. Dieser Wandel unterstreicht die zunehmen de Erwartungshaltung, dass DEI-Bemühungen messbare Geschäftsvorteile ergeben sollten. Dazu gehören Innovation, Mitarbeiterbindung und Kundenzufriedenheit. Bei einer ausschließlichen Fokussierung auf quantifizierbare Ergebnisse können jedoch umfassendere kulturelle Ziele übersehen und die Beseitigung systemischer Barrieren gegebenenfalls nicht erreicht werden.

Zudem bestehen regulatorische und rechtliche Herausforderungen, insbesondere in Bezug auf ethnische oder geschlechtsspezifische Einstellungspraktiken. Dies hat zu einer verstärkten Überprüfung von DEI-Strategien geführt. Darüber hinaus hat sich die Definition von DEI über traditionelle Kategorien hinaus erweitert und umfasst auch die psychische Gesundheit, Neurodiversität und den sozioökonomischen Status und ist somit Ausdruck eines umfassenderen Verständnisses von Diversität.

Auch die Konzepte für die Umsetzung haben sich gewandelt. Der Trend geht dahin, DEI-Verantwortlichkeiten über verschiedene Abteilungen hinweg zu integrieren, anstatt sie innerhalb bestimmter DEI-Rollen oder -Abteilungen zentral zusammenzufassen. Dieser Ansatz zielt darauf ab, DEI-Prinzipien tiefer in dem Organisationsgefüge zu verankern und sie mit allgemeinen HR-, Management- und Führungspraktiken abzustimmen.

Trotz dieser Herausforderungen und Veränderungen sind wir der Auffassung, dass die grundlegenden Ziele von DEI – ein faires Umfeld zu schaffen, in dem sich alle Mitarbeiter entfalten können – für Unternehmen nach wie vor von entscheidender Bedeutung sind. Dies zeigt sich bei Janus Henderson, wo DEI Teil unserer Grundwerte ist und Leitlinie für unser Handelns ist. Von zentraler Bedeutung ist dabei vielfältiges Denken, Authentizität und integrative Aspekte. Dies trägt dazu bei, die Erwartungen unserer Kunden zu übertreffen.

Aggregation und Integration von ESG-Daten

Die Berücksichtigung von ESG-Risiken und -Chancen während des gesamten Anlageprozesses kann zu besseren Ergebnissen für Anleger führen. Die Quantifizierung dieser Risiken und Chancen war jedoch schon immer mit Herausforderungen verbunden. In der Vergangenheit war das Reporting von Unternehmen in Bezug auf ESG-Themen lückenhaft, qualitativer Natur und/oder nicht unternehmensübergreifend standardisiert.

Glücklicherweise ist hier ein Wandel zu beobachten. Finanzorientierte ESG-Standardsetter definieren Best Practices, sehr zur Freude der Regulierungsbehörden weltweit. Diese regulatorische Unterstützung ebnet Anlegern den Weg zum Zugang zu einer Fülle von ESG-Daten von Unternehmen, obwohl die Aggregation dieser Daten und ihre Integration in den Anlageentscheidungsprozess einzigartige Herausforderungen mit sich bringen.

Um die Datenlage für Portfolios zu verbessern, nutzen Investmentmanager häufig mehrere externe ESG-Datenanbieter oder füllen Lücken mit proprietären Daten. Eine robuste Taxonomie zur Organisation dieser Daten ermöglicht wichtige nachgelagerte Aktivitäten, einschließlich einer zentralen Berechnungs-Engine und Datenvisualisierungstools.

Solide Datenpraktiken ermöglichen ein konsistentes, methodisches Vorgehen. Es ist zwingend erforderlich, dass die Kennzahlen, die Investmentmanager auf Portfolioebene betrachten, mit denen übereinstimmen, die im gesamten Unternehmen bewertet werden – z. B. von Risikomanagementteams, die finanzielle Risiken messen, von Compliance-Abteilungen, die Ausschlüsse oder verbindliche Anlagekriterien einhalten, und von Kundenreporting-Teams bei der Erstellung von regulatorischen und nicht-regulatorischen Berichten. Dieser Ansatz ermöglicht es den Investmentmanagern, eine bestimmte Haltung zu den in der Branche umstrittenen Bereichen einzunehmen, einschließlich der Frage, ob Short-Positionen zum Ausgleich von Long-Positionen verwendet werden sollten oder wie Bargeld oder Derivate behandelt werden.

Zur Umsetzung dieses Konzepts haben wir ein proprietäres ESG-Datentool namens "ESG Explore" entwickelt. Dieses Tool bietet detaillierte Daten, sowohl auf Portfolio- als auch auf Emittentenebene, mit Modulen zu ESG-Ratings, Klimakennzahlen, Beteiligung an kontroversen Unternehmen, proprietären Engagement-Daten und regulatorischen Indikatoren. Weitere Verbesserungen sind in Vorbereitung.

Selbst wenn die globalen Standardsetter ihre Konsolidierung fortsetzen und die Best Practices für die Berichterstattung von den Aufsichtsbehörden übernommen werden, müssen die ESG-bezogenen Daten, die Investmentmanager von Unternehmen erwarten können, verarbeitet und gefiltert werden. Dies ist auch im Jahr 2025 ein wichtiger Schwerpunkt für uns, damit wir Daten für unsere Anlageteams und Kunden sinnvoll aufbereiten können.

Verantwortungsvolle KI im Mittelpunkt

Die KI macht bemerkenswerte Fortschritte in einem breiten Spektrum wichtiger Intelligence-Funktionen, darunter Spracherkennung, Bilderkennung, Leseverständnis, Sprachverständnis und vorausschauendes Denken. Diese Fortschritte, die inzwischen das Niveau der menschlichen Leistungsfähigkeit erreichen oder sogar übertreffen, haben zu einem Investitionsgoldrausch geführt, bei dem in den nächsten Jahren schätzungsweise 1 Billion US-Dollar in die KI-Infrastruktur investiert werden.1

Aber mit der Einführung generativer KI (Gen AI) für Unternehmen und Verbraucher machen sich Ängste über Missbrauch und Sicherheit breit. Fehler (oder sogenannte Halluzinationen) in generativen KI-Modellen, ein Ergebnis-Bias, Sorgen hinsichtlich des Diebstahls geistigen Eigentums, Umweltauswirkungen und sogar existenzielle Bedrohungen durch künstliche allgemeine Intelligenz (AGI) werden intensiv diskutiert.

Angesichts dieser Bedenken wird eine Regulierung der KI kommen, vor allem mit dem EU-KI-Gesetz, das am 1. August 2024 in Kraft getreten ist, aber auch mit neuen und geplanten Vorschriften auf Länderebene und auf Bundesstaatsebene in den USA. Gleichzeitig konkurrieren die Länder um KI-Investitionen und die Förderung von Innovationen – ein kniffliger Spagat.

Im Hinblick auf verantwortungsvolles Investieren stellt KI eine große Herausforderung dar. KI ist nicht von Natur aus gut oder schlecht; sie bietet potenziell erhebliche Vorteile für die Menschheit, ist aber auch anfällig für Missbrauch.

Die Fortschritte der KI versprechen deutliche Verbesserungen im Gesundheitsbereich durch verbesserte Diagnose- und Gesundheitsüberwachungsinstrumente, vorausgesetzt, Datenschutzbedenken werden berücksichtigt. KI ist zwar in der Lage, sich wiederholende Tätigkeiten zu automatisieren und bestimmte Aktivitäten potenziell zu bereichern, es gibt aber auch Sorgen vor der Verdrängung von Arbeitsplätzen. Darüber hinaus könnte KI zu der Bewältigung ökologischer Herausforderungen und der Reduzierung von Kohlenstoffemissionen beitragen, obwohl ihr derzeitiger Energieverbrauch zu einem Anstieg der Emissionen beitragen kann.

Ein durchdachter Ansatz für eine verantwortungsvolle KI ist erforderlich. Es gibt kein Patentrezept. Eindimensionale Scoring-Modelle werden der sich entwickelnden Komplexität nicht gerecht. Eine wirksame Regulierung ist unerlässlich. Aber die Verantwortung und das Engagement der Anleger sind ebenfalls entscheidend, um sicherzustellen, dass wir die Vorteile dieser revolutionären Technologie nutzen und die Nachteile begrenzen.

Herausforderungen für eine bessere Zukunft meistern

Wir gehen davon aus, dass sich die Landschaft für verantwortungsbewusstes Investieren im Jahr 2025 deutlich in Richtung der wichtigsten Fundamentaldaten verändern wird. Der Schwerpunkt hierbei liegt auf finanzieller Wesentlichkeit, evidenzbasierten Praktiken und einem pragmatischen Ansatz bei der ESG-Integration. Dies markiert einen entscheidenden Moment. Die entscheidenden Themen im Bereich des Verhaltens von Unternehmen und somit für die Anlagestrategien sind hierbei die Integration umfassender ESG-Daten, die verantwortungsvolle Anwendung von KI und die Entwicklung von DEI-Initiativen. Dieser Wandel ist Ausdruck eines klaren Bewusstseins hinsichtlich der Komplexität geopolitischer Entwicklungen, technologischer Fortschritte und sozialer Dynamiken. Für Anleger besteht somit die Notwendigkeit, nuancierte, besser informierte und stärker an ethischen Grundsätzen orientierte Ansätze zu verfolgen.

Während sich die Branche weiterentwickelt, wird die Fähigkeit, diese Veränderungen zu bewältigen – durch die Nutzung robuster Datenpraktiken, einen verantwortungsvollen Umgang mit KI und die Verankerung inklusiver DEI-Prinzipien – entscheidend sein, um nachhaltige Anlageergebnisse zu erzielen. Dieses sich wandelnde Umfeld birgt sowohl Herausforderungen als auch Chancen und unterstreicht die Notwendigkeit für Anleger, informiert, anpassungsfähig und nach verantwortungsvollen Anlageprinzipien zu agieren, die auf eine langfristige Wertschöpfung ausgerichtet sind.

1 Quelle: Goldman Sachs, "Gen AI: too much spend, too little benefit?" 27. Juni 2024.

Umwelt, Soziales und GoVernance (ESG)-Integration ist die Berücksichtigung finanziell wesentlicher ESG-Risiken und -Chancen während des gesamten Anlageprozesses.

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AUSBLICK DES MANAGERS 2025

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