Gesundheitsaktien scheinen gegenüber dem S&P 500 stark unterbewertet
Die Portfoliomanager Andy Acker und Dan Lyons erklären, welches die Gründe für die jüngste Underperformance des Gesundheitssektors sind und warum sie glauben, dass die aktuellen Bewertungen von den langfristigen Aussichten des Sektors abgekoppelt sind.
5 Minuten Lesezeit
Zentrale Erkenntnisse:
- Der Gesundheitssektor erlebte in den letzten zwei Jahren die stärkste Underperformance gegenüber dem S&P 500-Index seit Jahrzehnten.
- Wir halten den Abverkauf für überzogen, da der Markt die beschleunigten Innovationen des Sektors nicht vollständig einpreist, während er die kurzfristigen Gegenwinde überbewertet.
- Der hohe Abschlag, mit dem der Sektor aktuell gehandelt wird, eröffnet unseres Erachtens starke Renditepotenziale und attraktive Anlagechancen.
Gesundheitsaktien lagen zum Jahresende 2024 bereits das zweite Jahr in Folge hinter dem S&P 500®-Index zurück. Auch wenn eine unterdurchschnittliche Performance des Sektors von Zeit zu Zeit vorkommen mag, war das Ausmaß der jüngsten Underperformance doch extrem. Gesundheitsaktien blieben in den zwei Jahren bis Ende 2024 um 53% hinter dem Index zurück und verzeichneten damit die größte Underperformance in einem rollierenden 2-Jahres-Zeitraum seit mindestens 1991 (Abbildung 1).
Zu Beginn des neuen Jahres fragen sich Anleger nun möglicherweise, was passieren muss, damit der Gesundheitssektor aus dem Tief kommt. Es könnte etwas Geduld brauchen: Die Unsicherheit, die dadurch entstanden ist, dass Robert F. Kennedy Jr. zum neuen US-Gesundheitsminister nominiert wurde, hat den Sektor gegen Ende des letzten Jahres erheblich nach unten gerissen und könnte kurzfristig weiter für Volatilität sorgen, bis die Anhörung zu seiner Bestätigung, die in dieser Woche beginnt, beendet ist.
Anleger könnten aber auch von der Erkenntnis profitieren, dass der Sektor viele andere positive langfristige Faktoren aufweist. Während sich der kurzfristige Gegenwind schlussendlich als weniger folgenreich erweisen könnte, hat er doch dazu geführt, dass Anleger in diesem Sektor nun attraktive Bewertungen vorfinden.
Realistische Einschätzung der Politik
Gesundheitsaktien werden derzeit gegenüber dem S&P 500 mit einem deutlichen Abschlag von etwa 20% gehandelt, der in diesem Ausmaß ungewöhnlich ist.1 Ein Großteil dieses Abschlags entstand zum Jahresende 2024 nach der Nominierung Kennedys zum neuen Gesundheitsminister, der bekanntermaßen nicht nur Impfgegner, sondern auch offener Kritiker der US-Bundesbehörde zur Lebens- und Arzneimittel-Überwachung (FDA) ist. Wir glauben, dass diese Nominierung und andere Vorhaben der neuen Trump-Regierung es fast unmöglich machen, das künftige Umfeld für den Sektor vorherzusagen. Daher gilt es, die weitere Entwicklung in den kommenden Monaten genau zu beobachten.
Abbildung 1: Gesundheitsaktien verzeichnen beispiellose Underperformance
Rollierende 2-Jahres-Renditen des Gesundheitssektors minus S&P 500-Index
Quelle: Bloomberg, die Daten beziehen sich auf rollierende 2-Jahres-Zeiträume vom 31. August 1991 bis zum 31. Dezember 2024. Der Gesundheitssektor bezieht sich auf die Gesundheitsunternehmen im S&P 500, die gemäß GICS® dem Gesundheitssektor zugewiesen werden.
Allerdings tendieren Anleger im Gesundheitssektor gerne dazu, bei potenziellen Reformen ein Worst-Case-Szenario anzunehmen und schnell zu verkaufen, bevor die Details geklärt sind – die oft vielschichtiger sind, als sie anfangs erscheinen. Die jüngsten Entwicklungen machten davon keine Ausnahme. So kann etwa ein US-Gesundheitsminister ohne entsprechende Gesetze reichlich wenig tun, um die Arbeitsweise der FDA zu ändern oder den Zugang zu Arzneimitteln zu beschränken. Der von US-Präsident Donald Trump als FDA-Leiter nominierte Dr. Martin Makary, der ein angesehener Arzt ist, könnte in dieser Hinsicht ein Gegengewicht schaffen. Zudem dürften für Trump andere Initiativen, beispielsweise in den Bereichen Steuern, Migration und Handel, mehr im Vordergrund stehen als Maßnahmen im Gesundheitswesen.
Nachlassender Gegenwind
Der Gesundheitssektor hatte schon vor Kennedys Nominierung mit Gegenwind zu kämpfen. So hatte beispielsweise die unerwartete Stärke der US-Wirtschaft zur Folge, dass die traditionell defensiven Eigenschaften des Gesundheitssektors für Anleger an Attraktivität eingebüßt haben. Zudem führten die höheren Zinsen zu einer Verknappung an den Kapitalmärkten (und sinkenden Börsengängen), was den Biotechnologiesektor belastete. Darüber hinaus gaben einige Aktien nach, nachdem eine Handvoll Unternehmen Rückschläge bei klinischen Studien für medienwirksame Medikamentenkandidaten meldeten. Nicht zuletzt hat die Neuausrichtung von Angebot und Nachfrage nach der Pandemie die Aussichten bestimmter Unternehmen (darunter die Hersteller von medizinischen Geräten) verbessert, die Ertragslage von bestimmten anderen Unternehmen (darunter Versicherer und Hersteller von Covid-19-Produkten) jedoch verschlechtert.
Doch einige dieser Trends könnten nun an einem Wendepunkt stehen. So begann bereits 2024 (ausgehend von einem gedämpften Niveau) eine allmähliche Wiederbelebung bei den Börsengängen. Zugleich verzeichnete der Biotech-Sektor die zweithöchsten jährlichen Post-IPO-Aktienemissionen der letzten zehn Jahre. Zudem haben die Zentralbanken ihre aggressiven Zinserhöhungen mittlerweile beendet, während die Krankenversicherer ihre Leistungen und/oder Prämien an die steigenden Kosten angepasst haben, was den Druck auf die Gewinnmargen im Jahr 2025 verringern könnte.
Starke Triebkräfte für Aufwärtspotenzial
Wichtig ist außerdem, dass der Sektor weiterhin starke Innovationen auf den Weg bringt. Im vergangenen Jahr hat die FDA 60 neue Medikamente zugelassen, nach rekordhohen 72 Zulassungen im Jahr 2023.2 Einige Produkte setzen neue Maßstäbe in der Patientenversorgung. Beispiele dafür sind Therapien gegen Fettlebererkrankungen (oder MASH, die häufigste Ursache für Lebertransplantationen) und ein Hormonersatzpräparat für Hypoparathyreoidismus, eine seltene endokrine Erkrankung mit bislang begrenzten Behandlungsmöglichkeiten.
Die Fortschritte beschleunigen das Umsatzwachstum. So meldeten beispielsweise einige Anbieter von neuen Pulsed-Field-Ablation-Systemen (PFA) gegen Vorhofflimmern 2024 für mehrere aufeinanderfolgende Quartale zwei- oder dreistelliges Umsatzwachstum im Bereich Elektrophysiologie gegenüber dem Vorjahr. Und GLP-1-Medikamente zur Behandlung von Adipositas und zur Gewichtsabnahme, die erst in den letzten zehn Jahren auf den Markt gekommen sind, erzielen heute bereits einen Jahresumsatz von über 50 Milliarden US-Dollar.3
Ermutigend ist zudem, dass die Pipelines der Branche Rekordniveaus aufweisen. Für 2025 stehen außerdem wichtige Ergebnisse in der Spätphase an, darunter die ersten zulassungsrelevanten Daten für orale GLP-1-Medikamente zur Behandlung von Adipositas und neue Behandlungsmethoden für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die durch erhöhte Lp(a)-Proteinspiegel verursacht werden, von denen bis zu 25% der globalen Bevölkerung betroffen sind.4
Diese und andere neuartige Therapien könnten Fusionen und Übernahmen (M&A) beschleunigen, die entscheidend dafür sein könnten, in welche Richtung sich die Marktstimmung in diesem Sektor weiterentwickelt. Der Mangel an größeren Transaktionen im letzten Jahr (mit einem Volumen ab 5 Milliarden US-Dollar) könnte ein Grund dafür gewesen sein, dass der Gesundheitssektor 2024 bei den Anlegern aus dem Blickfeld gerückt ist. Angesichts der attraktiven Bewertungen des Sektors und der Tatsache, dass die Trump-Regierung eine weniger strenge US-Handelsbehörde (FTC) einsetzen dürfte, könnte das M&A-Volumen jedoch steigen. Die Nachfrage nach M&A ist offensichtlich vorhanden. Denn großkapitalisierte Biopharma-Unternehmen müssen ihre Pipelines deutlich stärken, da bis Ende dieses Jahrzehnts ein Umsatzvolumen von mehr als 250 Milliarden US-Dollar der Konkurrenz durch Generika unterworfen sein wird.
Außerdem wächst offenbar der Appetit der Anleger auf Innovationen in ihrem Portfolio. Nach der Veröffentlichung positiver Daten machten Biotech-Aktien im letzten Jahr Kurssprünge um durchschnittlich 31%. Im Jahr 2022, als sich der Biotech-Sektor inmitten eines Bärenmarkts befand, waren es nur 13%.5 Das deutet darauf hin, dass die Begeisterung für den Gesundheitssektor zunehmen könnte.
Vor diesem Hintergrund halten wir die Aussichten des Sektors für sehr vielversprechend und glauben, dass Anleger, die sich auf den inneren Wert und die zahlreichen neuen medizinischen Fortschritte fokussieren, während sie zugleich die politischen Rahmenbedingungen im Blick behalten, potenziell gut aufgestellt sind, um Gewinnchancen zu nutzen.
1 Bloomberg, Zeitraum: 24. Februar 1995 bis 17. Januar 2025. Basierend auf den 12-Monats-Gewinnschätzungen für den S&P 500-Gesundheitssektor und den S&P 500-Index.
2 Food and Drug Administration, Stand: 31. Dezember 2024.
3 Unternehmensberichte, Janus Henderson Investors. Stand: 31. Dezember 2024.
4 „Lipoprotein(a) and its Significance in Cardiovascular Disease: A Review“, Juli 2022.
5 Evercore, Stand: 31. Dezember 2024.
Die vorstehenden Einschätzungen sind die des Autors zum Zeitpunkt der Veröffentlichung und können von den Ansichten anderer Personen/Teams bei Janus Henderson Investors abweichen. Die Bezugnahme auf einzelne Wertpapiere stellt keine Empfehlung zum Kauf, Verkauf oder Halten eines Wertpapiers, einer Anlagestrategie oder eines Marktsektors dar und sollten nicht als gewinnbringend angesehen werden. Janus Henderson Investors, die mit ihr verbundenen Berater oder ihre Mitarbeiter haben möglicherweise eine Position in den genannten Wertpapieren.
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Besondere Risiken
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