Vorhersehbare Unvorhersehbarkeit: Öffnen Trump-Zölle die Tür zu alternativen Strategien?
David Elms, Head of Diversified Alternatives, untersucht die neue Ära der rigiden Handelszölle und die potenziellen strategischen Vorteile, die Multi-Strategien in unsicheren Zeiten haben.

5 Minuten Lesezeit
Zentrale Erkenntnisse:
- Ein dramatischer Wechsel in der politischen Strategie durch die neue US-Regierung, darunter die Erhebung von Zöllen gegen Verbündete wie Rivalen gleichermaßen, birgt das Risiko, dass die weltweiten Handelsspannungen eskalieren, was potenzielle Auswirkungen auf die wirtschaftliche Stabilität und das Vertrauen der Märkte hätte.
- Das aktuelle Finanzmarktumfeld, das von hohen Bewertungen, der Dominanz von Technologieaktien und einer globalen Rekordverschuldung geprägt ist, stellt traditionelle Anlagestrategien infrage und legt eine Verlagerung hin zu Strategien mit stärker diversifizierten, differenzierten Performancefaktoren nahe.
- Multi-Strategie-Anlagen bieten einen diversifizierten Risikomanagement-Ansatz, der darauf abzielt, die Auswirkungen von Marktvolatilitäten und wirtschaftlichen Unwägbarkeiten durch die Streuung der Anlagen auf verschiedene Strategien und Anlageklassen abzumildern.
Während das Ergebnis der US-Wahlen zweifellos ein Schlüsselmoment für die Finanzmärkte war, haben nur wenige das Ausmaß des innenpolitischen Wandels oder den Grad der Unsicherheit vorausgesehen, der durch die unerwartet rigide Haltung der neuen Regierung in Handelsfragen hervorgerufen wurde. In seiner ersten Amtszeit als US-Präsident hatte Trump schon gezeigt, dass er bereit ist, sich sowohl mit China als auch mit Amerikas traditionellen Verbündeten anzulegen, indem er für Importe Zölle und Quoten verhängt hat.
Seinerzeit hatte Trump die Zölle als Verhandlungsinstrument eingesetzt. Beispiele dafür sind die gemeinsame Erklärung der USA und Mexikos im Jahr 2019, mit der Druck auf Mexiko ausgeübt wurde, um gegen die „irreguläre“ Migration in die USA vorzugehen, oder die Neuverhandlung des US-Mexiko-Kanada-Abkommens (USMCA) im Jahr 2020, mit dem das bestehende Nordamerikanische Freihandelsabkommen (NAFTA) ersetzt wurde.
Die Sorge besteht dieses Mal darin, dass Trump bereit sein könnte, die Sache noch weiter zu treiben, wenn die EU, China oder traditionell enge Verbündete wie Kanada oder Großbritannien mit Gegenzöllen reagieren. Das Risiko für die Märkte besteht darin, dass eine Eskalation den Welthandel stören, die Preise nach oben treiben, das Verbrauchervertrauen und die Nachfrage untergraben und die Einstellungs-, Ausgaben- und Investitionspläne der Unternehmen konterkarieren könnte. Die Zentralbanken warnen davor, dass die globale handelspolitische Unsicherheit zunimmt, was Fragen über die Richtung und das Ausmaß ihrer Zinsentscheidungen aufwirft.
Es wurde von vielen erwartet, dass Donald Trump in seiner Amtszeit für Disruption sorgen würde. Doch die Finanzmärkte bewegen sich dieses Mal nicht in einem normalen Umfeld. Die Vermögenspreise liegen weit über ihren historischen Durchschnittswerten und die Marktkonzentration ist angesichts der Stärke und Dominanz der MAG7-Tech-Aktien so hoch wie nie zuvor. Zugleich sind die Länder weltweit so stark verschuldet wie nie (318 Billionen US-Dollar Ende 2024[1]). Zugleich wird deutlich, was sich zu einem anhaltenden Re- oder- Onshoring-Trend und zur Kapitalrückführung entwickeln könnte.
Es wird argumentiert, dass sich Strategien, die in diesem Jahrhundert funktioniert haben, darunter „Buying-in-the-Dip“ oder die negative Korrelation, die das gleichzeitig Halten von Aktien und Anleihen zu einem guten Diversifizierungsinstrument machte, in Zukunft möglicherweise anders verhalten werden. Unserer Ansicht nach ist dies ein klares Signal für Anleger, sich verstärkt mit Strategien zu befassen, die auf ein unsicheres Marktumfeld ausgelegt sind, wie es bei Multi-Strategie-Anlagen der Fall ist.
Schwachstellen meiden
Der Ansatz von Multi-Strategien besteht darin, dass sie eine breite Palette von Anlagestrategien nutzen und das Risiko so auf die verschiedenen Strategien verteilen können, dass sie keinem einzelnen Risikofaktor übermäßig ausgesetzt sind, wenn dieser zur Schwachstelle werden sollte. Der Schlüssel für erfolgreiche Multi-Strategie-Anlagen liegt darin, die Komplexität der Welt zu erkennen und zu managen sowie darin, zu verstehen, wie die zugrundeliegenden Strategien zusammenpassen.
Wenn wir uns die heutigen Marktbedingungen ansehen, so ist unbestreitbar, dass die aktuellen Handelsspannungen und weltpolitischen Entwicklungen ein hoch komplexes Umfeld schaffen:
- Handelskriege und Inflation: Es ist kaum möglich, vorherzusagen, worin die aktuellen Handelsspannungen letztlich münden werden. Auch wenn die Märkte die Handelsrhetorik eine Zeit lang ignorieren können oder bestimmte Erwartungen bereits einpreisen, dürften die tatsächlichen Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Börsenkurse in dem Moment, in dem ein politischer Kurs durchgesetzt wird, erheblich sein. Wir sind der Meinung, dass Zölle die Inflation antreiben, denn sie werden die Preise für importierte Waren erhöhen. Und wenn der Markt diese Inflation jetzt nicht vollständig einpreist, so wird er sie irgendwann in der Zukunft einpreisen müssen. Dies hat Auswirkungen sowohl auf festverzinsliche Anlagen, bei denen eine höhere Inflation in der Regel zu niedrigeren Anleihekursen führt, als auch auf die Aktienmärkte, wo Rauschen und Volatilität sowohl Risiken bergen als auch Chancen eröffnen.
- Konzentration am Aktienmarkt: Die Marktkonzentration ist nach wie vor ein großes Risiko, vor allem angesichts der erheblichen Dominanz der MAG7-Technologiewerte. Auch nach der jüngsten Marktkorrektur machen US-Mega-Caps aus dem Technologiesektor an den globalen Aktienmärkten weiterhin ein erhebliches Gewicht aus. Diese starke Konzentration birgt für die Märkte Risiken.
- Volatilität: Wir erwarten, dass die Unsicherheit über den künftigen Kurs der Regierungen und Zentralbanken sowie geopolitische Faktoren wie der Konflikt in der Ukraine zu einer höheren Volatilität führen werden.
Differenzierte Performancetreiber
Die Antwort auf diese Faktoren aus Multi-Strategie-Perspektive liegt darin, dass Marktineffizienzen Anlagechancen für Strategien schaffen, die nicht von denselben Faktoren abhängig sind, um die Performance zu steigern.
So kann eine Equity-Market-Neutral-Strategie beispielsweise so positioniert werden, dass sie von der Marktkonzentration oder einer erhöhten Streuung der Aktienperformance profitiert, wenn man das Faktorengagement begrenzt und sich stärker auf die Aktienauswahl konzentriert. Derweil schaffen Bedenken hinsichtlich der Kapitalströme, bei denen große „Block“-Transaktionen einen Abschlag erfordern, um die Teilnahme zu fördern, eine Marktineffizienz, die eine Price-Pressure-Strategie nutzen kann. Zudem erwarten wir, dass Trendfolge- oder optionsbasierte Hedging-Strategien in einem Umfeld hoher Volatilität erfolgreich sein können.
Auch am Markt für Wandelanleihen-Arbitrage erleben wir einige grundlegende Veränderungen. Hedgefonds haben mittlerweile die Position von Long-Only-Anlegern eingenommen (der Anteil der Hedgefonds am Markt für Wandelanleihen ist auf dem höchsten Stand seit der globalen Finanzkrise), was zu einer größeren Preisdisziplin und besseren bewertungsbasierten Anlagepotenzialen an einem Markt führt, an dem der Refinanzierungsdruck zunimmt (Abbildung 1).
Abbildung 1: Marktdynamik begünstigt ein höheres Emissionsvolumen von Wandelanleihen
Quelle: BofA Merrill Lynch Global Research, ICE Data Indices, LLC, Bloomberg, Analysen von Janus Henderson, Stand: 31. Dezember 2024 und 30. Juni 2023. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Hinweis auf die zukünftigen Renditen.. Es kann nicht garantiert werden, dass sich die bisherigen Trends fortsetzen oder sich die Prognosen bewahrheiten.
Strategien für das, was kommt
Wir sehen ungefähr auf Sicht des kommenden Jahres zwei mögliche Szenarien. Erstens ein Umfeld mit hoher Volatilität, das durch einen möglichen wirtschaftlichen Abschwung oder geopolitische Schocks ausgelöst wird. In diesem Szenario könnte eine auf Absicherung ausgerichtete Strategie dazu beitragen, die Renditen zu stabilisieren, indem sie als Backstop für anderweitig eingegangene Risiken dient. Zweitens ein „normaleres“ Umfeld, in dem sich die Assetpreise innerhalb der historischen Bandbreiten bewegen. In diesem Szenario dürfte eine Risk-Transfer-Strategie besser abschneiden. Durch die Diversifizierung der Strategien, die vergleichbar damit ist, wie Anleger die Risikostrategien in ihren Portfolios diversifizieren, kann ein Multi-Strategie-Produkt den Anlegern helfen, in einer ganzen Reihe an ungünstigen Marktumfeldern bessere Ergebnisse zu erzielen.
[1] Global debt marches to record high, raising risk of bond vigilantes, Reuters, 25. Februar 2025.
Kapitalströme: Der Geldverkehr zum Zwecke von Investitionen, Handel oder Geschäftstätigkeit zwischen Ländern.
Faktorrisiko/Faktor-Exposure: Zugrundeliegende/s Merkmal, Variable oder Exposure, das/die zur Erklärung der Rendite (oder Renditetreiber) eines Vermögenswerts oder einer Anlageklasse herangezogen werden kann.
Absicherung: Handelsstrategie, bei der eine Gegenposition zu einer anderen Anlage eingegangen wird, die an Wert verliert, während die primäre Anlage gewinnt, und umgekehrt. Diese Positionen werden verwendet, um verschiedene Risikofaktoren zu reduzieren oder zu steuern und die Wahrscheinlichkeit eines Gesamtverlusts in einem Portfolio zu begrenzen. Dafür können verschiedene Techniken eingesetzt werden, unter anderem Derivate.
MAG7: Der Begriff „Magnificent Seven“ (MAG7) bezieht sich auf die sieben großen Technologiewerte Apple, Microsoft, Nvidia, Amazon, Tesla, Alphabet und Meta, die die Märkte in den letzten Jahren dominiert haben.
Marktkorrektur: Wenn ein Aktienmarkt oder ein Index um mehr als 10% gegenüber seinem letzten Höchststand fällt, weil Anleger ihre Bestände in großem Umfang verkaufen.
Onshoring/Reshoring: Prozess der Rückverlagerung von Geschäftstätigkeiten ins Inland oder die Verlagerung in die Region innerhalb der nationalen (oder regionalen, im Falle der EU) Grenzen. Die Führung lokaler Geschäfte kann zwar aufgrund höherer Löhne oder Regulierungskosten teurer sein, bietet jedoch mehr Kontrolle und trägt dazu bei, die Auswirkungen geopolitischer Unsicherheit oder Währungsveränderungen zu verringern.
Option: Vertrag zwischen zwei Parteien, der einer von ihnen das Recht gibt, einen bestimmten Vermögenswert, beispielsweise Aktien, Anleihen oder Währungen, an einem Datum und zu einem Preis zu kaufen oder zu verkaufen, das/der bei Abschluss der Option festgelegt wird. Der Optionshandel kann spekulativer Art sein und birgt ein erhebliches Verlustrisiko. Eine Option ist eine Form eines Derivats.
Volatilität: Das Tempo und das Ausmaß von Auf- und Abbewegungen der Preise und Kurse von Portfolios, Wertpapieren und Indizes. Wenn der Preis mit großen Bewegungen auf und ab schwankt, weist er eine hohe Volatilität auf. Wenn sich der Preis langsamer und in geringerem Maße bewegt, weist er eine geringere Volatilität auf. Je höher die Volatilität, desto höher das Risiko der Anlage.
Die vorstehenden Einschätzungen sind die des Autors zum Zeitpunkt der Veröffentlichung und können von den Ansichten anderer Personen/Teams bei Janus Henderson Investors abweichen. Die Bezugnahme auf einzelne Wertpapiere stellt keine Empfehlung zum Kauf, Verkauf oder Halten eines Wertpapiers, einer Anlagestrategie oder eines Marktsektors dar und sollten nicht als gewinnbringend angesehen werden. Janus Henderson Investors, die mit ihr verbundenen Berater oder ihre Mitarbeiter haben möglicherweise eine Position in den genannten Wertpapieren.
Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein zuverlässiger Indikator für die künftige Wertentwicklung. Alle Performance-Angaben beinhalten Erträge und Kapitalgewinne bzw. -verluste, aber keine wiederkehrenden Gebühren oder sonstigen Ausgaben des Fonds.
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