Übersicht: Bringen die Handelsgespräche Erleichterung für Japan?
Junichi Inoue, Head of Japanese Equities, geht auf die möglichen Folgen der Strafzölle für japanische Unternehmen ein und wirft die Frage auf, ob die komplexen Handelsgespräche zu einem positiven Ergebnis führen.

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Zentrale Erkenntnisse:
- Die japanischen Märkte wurden von den hohen Zöllen von Präsident Trump unvorbereitet getroffen und belasten die langjährigen Beziehungen Japans zu den USA. Finanzwerte waren die Hauptleidtragenden der Verkaufswelle.
- Die aktuellen Handelsgespräche haben zwar eine Erleichterungsrallye ausgelöst, doch ob eine Einigung erzielt werden kann, ist angesichts verschiedener Faktoren fraglich.
- In den derzeitigen Marktturbulenzen haben die Anleger Gelegenheit, ihre Portfolios neu zu bewerten und nach Chancen für die Titelauswahl Ausschau zu halten.
Menschen mögen es sich nicht ausmalen, dass schlimme Dinge passieren können, also unterschätzen sie immer die Wahrscheinlichkeit.
“Der große Leerverkauf”
Dieses Zitat aus dem Film "The Big Short" illustriert meiner Ansicht nach am besten, was gerade an den Märkten passiert. Die Zollankündigung durch US-Präsident Trump, die drastischer ausfiel als erwartet, ließ den TOPIX innerhalb von drei Tagen nach Veröffentlichung der Meldung um rund 14% in Yen einbrechen.1
Eine unliebsame Überraschung
Die Einführung hoher Zölle von 24% auf japanische Waren traf den Markt unvorbereitet, da erwartet wurde, dass die Handelskonflikte in den laufenden Verhandlungen beigelegt werden könnten. Überraschend war auch, dass Finanzwerte den Ausverkauf angeführt hatten, obwohl der Sektor nicht direkt mit dem Handel verbunden ist. Mögliche Gründe hierfür könnten sein, dass Finanzwerte unter dem gestiegenen Risiko eines globalen Konjunkturabschwungs leiden würden. Dadurch könnte sich ein weiterer Zinsschritt der Bank of Japan verschieben. Zudem hatte die starke Rendite seit Jahresbeginn für den Sektor zu einem Aufbau starker Positionen bei den Anlegern geführt, die nun notgedrungen abgestoßen wurden.
Ich bin jedoch der Auffassung, dass sich die Überreaktion des Marktes auf die Folgen für Finanzwerte allmählich umkehren wird, da kurzfristige inländische Faktoren wie das Wachstum der Reallöhne und die Planung der Unternehmen für Preiserhöhungen einen Anstieg der Inflation wahrscheinlich machen.
Werden sich die Handelsgespräche für Japan auszahlen?
Am 8. April fand das allgemein erwartete Telefonat zwischen Premierminister Ishiba und Präsident Trump statt, bei dem die zuständigen Minister beauftragt wurden, eine Lösung zu finden. Dies löste eine Welle der Erleichterung aus.
Zum jetzigen Zeitpunkt ist es verfrüht davon auszugehen, dass sich die Lage entspannt hat. Wenn das Ziel der US-Politik darin besteht, Spielraum für Zollsenkungen zu erhalten, ist es fraglich, ob diese durch Verhandlungen mit einzelnen Ländern wesentlich gesenkt werden können. Darüber hinaus werden Zölle auf bestimmte Branchen wie Autos als separates Thema behandelt. Die Behebung dieser Probleme kann also länger dauern.
Die USA scheinen fest entschlossen zu sein, den schwachen US-Dollar zu stärken. Die Geldpolitik der Bank of Japan, die an negativen Zinsen festhält, gilt als eine der Hauptursachen für die Abwertung des Yen.
Nach Ansicht der Marktteilnehmer könnte ein möglicher Konjunkturabschwung den Inflationsdruck verringern. Dies könnte die Bank of Japan veranlassen, die Zinsen bei ihrer nächsten geldpolitischen Sitzung im Mai nicht weiter anzuheben. Nach meiner Meinung ist ein moderates Zinsniveau an sich ein starker Grund für einen weiterer Zinsschritt.
Geringere Auswirkungen auf die Exporte?
Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf den Auswirkungen auf Japans Exporte, für die es aufgrund einer Vielzahl von Faktoren schwierig ist, die Auswirkungen abzuschätzen. In den letzten 30 Jahren haben japanische Unternehmen ihr Geschäft in die USA verlagert und gleichzeitig global expandiert, mit dem Ziel, die Abhängigkeit vom Handel mit einem einzelnen Land zu verringern.
Die Exporte aus Japan in die USA machen nur rund 20% der Gesamtexporte aus, und davon entfallen nur rund 30% auf Automobile. Entscheidend ist, ob die Unternehmen über einen Wettbewerbsvorteil und Preissetzungsmacht verfügen. Unternehmen mit wettbewerbsfähigen Produkten sind möglicherweise in der Lage, die Kosten der Zölle durch Preiserhöhungen zu kompensieren und dennoch ihren Marktanteil zu steigern. Die Auswirkungen auf Softwaresektoren wie Computerspiele und Musik gelten als minimal, was zu einer Outperformance dieser Bereiche führen könnte. Unternehmen, die von der Binnennachfrage abhängig sind und die Auswirkungen der deutlichen Abwertung des Yen durch betriebliche Maßnahmen wie Produktivitäts- und Effizienzsteigerungen und durch das Angebot innovativer Produkte und Dienstleistungen abgefedert haben, könnten von Wechselkursveränderungen erheblich profitieren.
Japan ist seit Langem ein strategischer Partner der USA
In den Beziehungen zwischen den USA und Japan gibt es nur wenige grundlegende Konflikte, wobei die Zusammenarbeit erhebliche Vorteile bietet. Japan ist seit fünf Jahren in Folge der größte ausländische Investor in den USA und auch der größte Inhaber von US-Staatsanleihen. Langfristig betrachtet ist Japans geopolitische Position auch von entscheidender strategischer Bedeutung für die USA. Die USA unterhalten rund 130 US-Militärbasen in Japan, wobei über 80% der Betriebskosten von Japan getragen werden.
Licht am Ende des Tunnels
Auch dem Damoklesschwert des "Zoll-Armageddons" lassen sich einige positive Aspekte abgewinnen. Die Zollverhandlungen mit zahlreichen Ländern werden Zeit in Anspruch nehmen und zu einer anhaltend hohen Volatilität führen. Sollte die US-Politik jedoch zu einer Änderung der Handelsbeziehungen führen, dürfte dies aktiven Anlegern Gelegenheit bieten, ihre Portfolios neu zu bewerten und eine neue Titelauswahl zu treffen. Für Anleger, die nicht im Yen investieren, ist zudem eine mögliche Trendumkehr bei der Yen-Abwertung ebenfalls ein positiver Faktor, der in Betracht gezogen werden sollte.
1 Bloomberg, TOPIX Index 3 – 7. April 2025. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Hinweis auf die zukünftigen Renditen. Der TOPIX Index Value und die TOPIX-Marken sind Eigentum von JPX Market Innovation & Research, Inc. oder Tochtergesellschaften von JPX Market Innovation & Research, Inc.
Crowded Trade: Ein Crowded Trade liegt vor, wenn eine extrem starke (sehr positive oder sehr negative) Anlegerstimmung einen Kurs eines Titels beeinflusst, der stark in eine Richtung tendiert, was zu einer starken Übergewichtung des Titels führt.
Geldpolitik: Ziel ist es, die Inflation und das Wachstum einer Volkswirtschaft zu beeinflussen. Zu den geldpolitischen Instrumenten gehören die Festsetzung von Zinssätzen und die Steuerung der Geldmenge.
TOPIX: Der auch als Tokyo Stock Price Index bekannte Index ist ein nach Marktkapitalisierung gewichteter Index aller an der First Section der Tokyo Stock Exchange notierten Unternehmen und gilt allgemein als breiter Referenzindex für japanische Aktienkurse.
Volatilität: Das Tempo und das Ausmaß von Auf- und Abbewegungen der Preise und Kurse von Portfolios, Wertpapieren und Indizes. Wenn der Preis mit großen Bewegungen auf und ab schwankt, weist er eine hohe Volatilität auf. Wenn sich der Preis langsamer und in geringerem Maße bewegt, weist er eine geringere Volatilität auf. Je höher die Volatilität, desto höher das Risiko der Anlage.
Nullzinspolitik wenn eine Zentralbank die kurzfristigen Zinssätze auf oder nahe 0% festlegt, um die Wirtschaftstätigkeit anzukurbeln, indem sie die Aufnahme kostengünstiger Kredite und den Zugang zu günstigen Krediten fördert.
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