Quick View: Wie verändern Zölle den Markt für europäische Small Caps?
Da die Auswirkungen eines neuen Zollregimes zunehmend auch an den Märkten spürbar werden, analysiert Portfoliomanager Ollie Beckett, wie gut es europäischen Small Caps gelingen dürfte, sich erfolgreich an diese Entwicklung anzupassen.

4 Minuten Lesezeit
Zentrale Erkenntnisse:
- Die Zölle dürften in den USA aufgrund der höheren Preise die Nachfrage nach in Europa hergestellten Waren verringern, und es werden weitere Konsequenzen befürchtet, wenn wichtige Wirtschaftsblöcke wie die EU und China auf die US-Zölle reagieren.
- Europäische Small Caps sind derzeit äußerst niedrig bewertet. Anleger können sich daher entsprechend positionieren, um von einem erneuten Fokus auf Verteidigung, wachstumsfördernde Infrastrukturausgaben und Deregulierung in Europa zu profitieren.
- Auch wenn die Märkte derzeit drastisch auf die entstandene Unsicherheit reagieren, gehen wir längerfristig davon aus, dass sich Strategien mit sorgfältiger Titelauswahl auszahlen, wobei der Fokus auf Unternehmen mit soliden Bilanzen liegen sollte.
Die Folgen der von US-Präsident Donald Trump verhängten Einfuhrzölle für europäische Small Caps zu beurteilen, ist kein leichtes Unterfangen, denn dazu bedarf es einer gewissen Klarheit über die dahinterstehende Logik und die angestrebten politischen Ziele. Die Vorstellung, dass die USA auf diese Weise alle bilateralen Handelsdefizite beseitigen kann, ist nicht nachvollziehbar, und es ist zu bezweifeln, dass dies das eigentliche politische Ziel der Zölle ist. Wir würden erwarten, dass die Zölle das Wohlergehen der US-Verbraucher insgesamt mindern und zu gewissen Verteilungseffekten führen, sowohl innerhalb der USA als auch weltweit.
Unter sonst gleichen Bedingungen dürften die Zölle in den USA die Preise für in Europa hergestellte Waren steigen lassen und damit die Nachfrage nach diesen Waren verringern. Für europäische Unternehmen, die in die USA exportieren, ist dies eindeutig nachteilig. Die Tatsache, dass auf Waren aus China besonders drastische Zölle erhoben werden sollen, zeigt ebenfalls Auswirkungen, da viele europäische Unternehmen in Asien produzieren und in die USA liefern.
Was könnte als nächstes passieren?
Als Folge der US-Zölle erwarten wir, dass China versuchen wird, überschüssige Waren in andere Teile der Welt zu exportieren. Dies führt in Europa voraussichtlich zu mehr Wettbewerb für im Inland hergestellte Waren und zu niedrigeren Margen für europäische Unternehmen. Darin liegt das große Risiko. Sollte die Europäische Zollunion Vergeltungsmaßnahmen ergreifen und die USA mit Zöllen belegen? Sollte sie heimische Produzenten vor dem Angebot aus China schützen, indem sie Zölle auf chinesische Waren erhebt? Zunehmender Protektionismus könnte sehr schnell zu einem globalen Handelskrieg führen, und das wäre verheerend für die Weltwirtschaft.
Länder mit einem Handelsüberschuss schneiden in Handelskriegen in der Regel weniger gut ab. Europa und China gehen somit ein großes Risiko ein, wenn sie Vergeltungsmaßnahmen ergreifen. Dennoch konterte China mit eigenen Zöllen für US-Waren, wodurch sich beide Länder zunehmend in einer nachteiligen Pattsituation befinden.
China hat jedoch mit einem Handelskrieg gerechnet und sich auf diese Situation vorbereitet. Das Land verfügt über erheblichen Spielraum, um den Konsum anzukurbeln und dadurch eine Quelle für die Binnennachfrage zu schaffen, die die Wirtschaft abfedert. Europa tut sich in der Regel schwer, mit der gleichen Entschlossenheit wie China zu handeln, und es ist unwahrscheinlich, dass seine Reaktionen koordiniert ausfallen. Aus diesem Grund hoffen wir, dass die EU bei ihren Gegenmaßnahmen einen vorsichtigen Kurs einschlägt. Sieht man von schlagzeilenträchtigen Stellungnahmen einmal ab, haben die USA angedeutet, dass sie für Zollverhandlungen offen sind, und es besteht die Möglichkeit, dass Zölle und sonstige Handelshemmnisse durch Verhandlungen abgebaut werden.
Welche Auswirkungen hat dies auf europäische Small Caps?
In jüngster Zeit wurde deutlich, dass die Welt ein viel unsichererer und gefährlicherer Ort ist, als Europa selbstgefällig angenommen hat. Angesichts der Besorgnis über die Beständigkeit des westlichen Bündnisses ist klar, dass die Verteidigungsausgaben steigen müssen. Dies gilt im Allgemeinen als Chance für Rüstungsunternehmen und einige Unternehmen aus angrenzenden Bereichen. Die jüngste Volatilität könnte Anlegern mit gezielter Aktienauswahl eine Gelegenheit bieten, ihr Engagement in diesem Bereich zu verstärken.
Eine Möglichkeit, in weniger sicheren Zeiten das Wirtschaftswachstum anzukurbeln, besteht in der Wiederbelebung des Wohnungsbaus. Somit könnte sich die Gelegenheit bieten, sich an dem seit 2022 stagnierenden europäischen Wohnungsmarkt für eine Erholung zu positionieren. Global aufgestellte Unternehmen mit einer diversifizierten Produktion in verschiedenen Ländern könnten ebenfalls interessant sein, da sie möglicherweise nicht in gleicher Weise mit Zöllen konfrontiert sind. Länder mit einer ausreichenden Schuldentragfähigkeit, um durch Investitionsprogramme ihre Wirtschaft anzukurbeln, haben wahrscheinlich mehr Möglichkeiten als bereits stark verschuldete Länder – Deutschland sticht hier mit seinem fiskalischen Handlungsspielraum hervor.
Dagegen dürften die Anleger Unternehmen mit schlechten Bilanzen skeptisch gegenüberstehen. Das derzeitige Umfeld ist ungünstig für Unternehmen, die mit Schulden oder hohen Kosten zu kämpfen haben, besonders dann, wenn sie von zollbedingten Preisschocks betroffen sein könnten. Auch in Bezug auf europäische Unternehmen, die in China fertigen und in die USA exportieren, würden wir zur Vorsicht mahnen – im Handelsstreit zwischen den USA und China ist keine schnelle Lösung in Sicht.
Insgesamt sind europäische Small Caps zu Beginn dieser Krise äußerst niedrig bewertet. Die globalen Aktienmärkte standen in den letzten Jahren im Bann der „Ausnahmestellung der USA“, was zu einer starken Konzentration auf Technologieaktien des Mega-Cap-Segments geführt hat. Doch in Europa lassen sich zahlreiche hervorragende Unternehmen mit soliden Bilanzen finden, die angesichts der Auswirkungen der aktuellen Marktspannungen zu aus unserer Sicht sehr attraktiven Kursen erhältlich sind. Die einzige sinnvolle Antwort Europas auf MAGA kann nur MEGA sein: Make Europe Great Again. Wohnungsbau, Infrastruktur, Aufrüstung und Deregulierung. Dass eine solche Strategie in Europa zur Debatte steht, stimmt zuversichtlich.
Fiskalpolitik: Beschreibt die Regierungspolitik in Bezug auf die Festlegung von Steuersätzen und Ausgabenniveaus. Die Fiskalpolitik ist von der Geldpolitik getrennt, die normalerweise von einer Zentralbank festgelegt wird.
Mega Caps: Eine Bezeichnung für die Unternehmen mit der höchsten Marktkapitalisierung. Unternehmen mit einer Bewertung (Marktkapitalisierung) von über 200 Milliarden USD in den USA gelten als Mega Caps. Dabei handelt es sich in der Regel um große Unternehmen mit hohem Bekanntheitsgrad und internationalem Engagement, die oft eine erhebliche Gewichtung in einem Index aufweisen.
Small Caps: Unternehmen mit einer Bewertung (Marktkapitalisierung) innerhalb einer bestimmten Größenordnung, z. B. in den USA zwischen 300 Millionen und 2 Milliarden US-Dollar, wobei es sich bei diesen Angaben im Allgemeinen um Schätzungen handelt. Small-Cap-Aktien bieten tendenziell das Potenzial für schnelleres Wachstum als ihre größeren Pendants, weisen jedoch eine höhere Volatilität auf.
Zölle Ein Zoll ist eine Steuer oder Abgabe, die von einer Regierung auf Waren erhoben wird, die aus anderen Ländern importiert werden.
Handelsdefizit: Liegt vor, wenn ein Land mehr Waren und Dienstleistungen importiert als exportiert.
Bewertungen: Die Bewertung eines Unternehmens anhand seines aktuellen Marktpreises (Aktienkurses), die oft verwendet wird, um zu beurteilen, ob eine Aktie attraktiv bewertet oder überbewertet ist.
Volatilität: Das Tempo und das Ausmaß von Auf- und Abbewegungen der Preise und Kurse von Portfolios, Wertpapieren und Indizes. Wenn der Preis mit großen Bewegungen auf und ab schwankt, weist er eine hohe Volatilität auf. Wenn sich der Preis langsamer und in geringerem Maße bewegt, weist er eine geringere Volatilität auf. Je höher die Volatilität, desto höher das Risiko der Anlage.
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- Aktien kleiner und mittelgroßer Unternehmen können volatiler sein als Aktien größerer Unternehmen und bisweilen kann es schwierig sein, Aktien zu bewerten oder zu gewünschten Zeitpunkten und Preisen zu verkaufen, was das Verlustrisiko erhöht.
- Wenn ein Fonds ein hohes Engagement in einem bestimmten Land oder in einer bestimmten Region hat, trägt er ein höheres Risiko als ein Fonds, der breiter diversifiziert ist.
- Wenn der Fonds oder eine währungsabgesicherte Anteilsklasse versucht, die Wechselkursschwankungen einer Währung gegenüber der Basiswährung des Fonds abzumildern, kann die Absicherungsstrategie selbst aufgrund von Unterschieden der kurzfristigen Zinssätze zwischen den Währungen einen positiven oder negativen Einfluss auf den Wert des Fonds haben.
- Wertpapiere innerhalb des Fonds können möglicherweise schwer zu bewerten oder zu einem gewünschten Zeitpunkt und Preis zu verkaufen sein, insbesondere unter extremen Marktbedingungen, wenn die Preise von Vermögenswerten möglicherweise sinken, was das Risiko von Anlageverlusten erhöht.
- Der Fonds könnte Geld verlieren, wenn eine Gegenpartei, mit der er Handel treibt, ihren Zahlungsverpflichtungen gegenüber dem Fonds nicht nachkommen kann oder will, oder als Folge eines Unvermögens oder einer Verzögerung in den betrieblichen Abläufen oder des Unvermögens eines Dritten.
Besondere Risiken
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