Quick View: Was bedeuten Trumps Zollankündigungen am „Tag der Befreiung“ für die Märkte?
Die Märkte warten auf Klarheit darüber, wie sich die Zollpläne der Trump-Regierung weiterentwickeln. Oliver Blackbourn, Portfoliomanager, und Adam Hetts, Global Head of Multi-Asset, erläutern die wichtigsten Überlegungen für Anleger.

5 Minuten Lesezeit
Zentrale Erkenntnisse:
- Während praktisch alle Aspekte der Zoll-Ankündigungen von Donald Trump am 2. April weiter ungewiss sind, herrscht mehr Klarheit darüber, dass die Zölle das Wirtschaftswachstum, die Verbraucher und die Märkte belasten dürften.
- Die vielleicht wichtigste Frage lautet, ob ein globaler Handelskrieg diese spätzyklische Wirtschaft in eine globale Rezession stürzen kann. Wir glauben zwar, dass die Antwort immer noch „nein“ lautet. Doch US-Aktien sind nach wie vor relativ hoch bewertet und daher potenziell anfällig für negative Überraschungen.
- Indessen haben die Stützungsmaßnahmen in Europa und China das Potenzial, zusammen mit der bevorstehenden stimulierenden US-Politik auf mittlere Sicht ein attraktives Umfeld für aktive Anleger zu schaffen. Mit einem ausgewogenen Portfolio investiert zu bleiben, könnte daher der beste Weg sein, um die aktuelle Volatilität zu meistern.
Der „Tag der Befreiung“ könnte die Märkte tatsächlich von der Anspannung befreien, in der sie sich in Bezug auf die US-Handelspolitik gerade befinden – oder auch nicht. Ungewissheit ist für Anleger wie Geschäftsleitungen gleichermaßen schlecht, und die stückweise, unverlässliche Art und Weise, in der die Zollankündigungen gemacht werden, sorgt dafür, dass es davon gerade reichlich gibt.
Für Mittwoch wird die Ankündigung einer breiten Palette an Zöllen erwartet, doch alles – von ihrer Höhe über den Zeitpunkt des Inkrafttretens bis hin zu den Unterschieden zwischen den Ländern – scheint weiterhin in der Schwebe. Die Schätzungen darüber, wie der durchschnittliche Zollsatz aussehen wird, reichen von moderaten Szenarien (wenigen Prozentpunkten) bis hin zu massiven Belastungen (im zweistelligen Bereich). Ebenso unklar bleibt, inwieweit die Zölle als reine Verhandlungsstrategie eingesetzt werden, um andere Ziele zu erreichen, oder ob sie in Stein gemeißelt sind. Weniger ungewiss scheint jedoch zu sein, dass die Zölle ausnahmslos schlecht für das Wirtschaftswachstum, die Verbraucher und die Märkte sein dürften.
Sorgen der Verbraucher
Die US-Verbraucher haben in jüngsten Umfragen bereits ihre Besorgnis über die Zölle zum Ausdruck gebracht. Die Umfrage zur Verbraucherstimmung der University of Michigan zeigt, dass die US-Verbraucher im nächsten Jahr eine durchschnittliche Inflation von 5% erwarten. Auch wenn dies mit Vorsicht zu genießen sein mag, so ist das Verbrauchervertrauen doch deutlich gesunken, da die Menschen Preissteigerungen infolge der Zölle befürchten.
Verbraucherstimmungsindex der University of Michigan, Zeitraum 31. Januar 1999 bis 31. März 2025
Quelle: Bloomberg, Stand: 31. März 2025.
Parallel dazu hat sich auch die Stimmung der Unternehmen wieder verschlechtert, nachdem sie im zweiten Halbjahr 2024 nach oben geschnellt war. In den USA sorgt man sich, dass ein Preisanstieg infolge der Zölle das reale Einkommens- und Ausgabenwachstum belasten könnte. Außerhalb der USA, wo Warenexporte für die Wirtschaft eine größere Rolle spielen, beschränkt sich das Problem eher auf die Sorge um die Auswirkungen für die Industrie und den Dominoeffekt für die allgemeine Wirtschaft.
Auswirkungen auf die Märkte
Die jüngsten Performanceunterschiede zwischen den Märkten sind bemerkenswert. Dabei erlitten die US-Aktienmärkte nach einem zunächst guten Kursverlauf nach den US-Wahlen im November 2024 wegen der steigenden Unsicherheit seit Jahresstart 2025 die größten Verluste. Den US-Börsen fehlen die positiven Katalysatoren, die im bisherigen Jahresverlauf Aktien aus Europa und China nach oben getrieben haben, wo die Regierungen neue Konjunkturmaßnahmen auf den Weg gebracht haben. Dies hat jedoch auch dazu geführt, dass beide Regionen etwas verwundbar sind – insbesondere Europa, wo eine erhebliche zeitliche Lücke zwischen den negativen Auswirkungen der sofort wirksam werdenden Handelszölle und den längerfristigen Auswirkungen der höheren Staatsausgaben zu bestehen scheint.
Es ist zwar immer schwierig zu beurteilen, was die Märkte im Vorfeld eines Ereignisses einpreisen, aber wir können in einigen Bereichen Hinweise darauf finden. Umfragen unter den Anlegern deuten darauf hin, dass die Erwartungen an eine weitergehende Einführung von Zöllen eher moderat bleiben, auch wenn die Erwartungen die tatsächliche Rhetorik jetzt eher widerspiegeln als noch im Dezember. Dies deutet darauf hin, dass, wenn die offizielle Verkündigung mit den vorher gemachten Kommentaren übereinstimmen, immer noch Raum für eine negativere Reaktion besteht. Zudem sind die Bewertungen im historischen Vergleich nach wie vor hoch, was darauf hindeutet, dass ein Ergebnis mit problematischeren Auswirkungen auf die Unternehmensgewinne durchaus noch zu weiteren Abwärtsbewegungen führen kann.
Andererseits sehen wir jedoch auch Anzeichen für überzogenen Pessimismus, die darauf hindeuten, dass sich die Marktbewegungen ausweiten könnten. Am deutlichsten wird dies in den Umfrageergebnissen, die zeigen, dass sich die Stimmung unter den privaten und professionellen US-Anlegern extrem verschlechtert hat. Ein solcher Pessimismus an den Märkten geht oft mit besseren Renditepotenzialen in der Zukunft einher. Dabei sind weitere Rücksetzer aber nicht ausgeschlossen. Es ist jedoch auch wichtig festzustellen, dass die Lage von den institutionellen Anlegern weniger dramatisch eingeschätzt wird. Diese Titel könnten jedoch weiterhin für Verkäufe sorgen, falls die Nachrichten weiterhin Besorgnis auslösen.
Überlegungen zur Portfoliopositionierung
Die vielleicht wichtigste Frage lautet, ob ein globaler Handelskrieg diese spätzyklische Wirtschaft in eine globale Rezession stürzen kann. Auch wenn wir zum jetzigen Zeitpunkt glauben, dass die Antwort immer noch „nein“ lautet, sind US-Aktien nach wie vor relativ hoch bewertet und daher potenziell anfällig für negative Überraschungen in Bezug auf den „Tag der Befreiung“ oder in Bezug auf die anstehenden Veröffentlichungen wichtiger US-Daten (z. B. ISM-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe und Beschäftigtenzahlen außerhalb der Landwirtschaft).
Anleger sollten auch bedenken, dass es bekanntermaßen schwierig ist, kurzfristige Umschichtungen vorzunehmen, da einige der stärksten Handelstage oft gerade in Zeiten der Unsicherheit zu beobachten sind. Für Anleger, die in der Lage sind, die kurzfristige Volatilität hinzunehmen, haben die Stützungsmaßnahmen in Europa und China in Kombination mit der bevorstehenden stimulierenden Politik in den USA (Steuersenkungen, Deregulierung) das Potenzial, auf mittlere Sicht ein attraktives Umfeld für aktive Anleger zu schaffen. Mit einem ausgewogenen Portfolio investiert zu bleiben, könnte daher der beste Weg sein, um die aktuelle Volatilität zu meistern.
WICHTIGE INFORMATIONEN
Aktien unterliegen Risiken, einschließlich Marktrisiken. Die Renditen können je nach Emittenten sowie politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen schwanken.
Ausländische Wertpapiere unterliegen Währungsschwankungen, politischer und wirtschaftlicher Unsicherheit sowie einer erhöhten Volatilität und einer geringeren Liquidität – in den Schwellenländern sind diese Merkmale besonders stark ausgeprägt. Anleihen unterliegen Zins-, Inflations-, Kredit- und Ausfallrisiken. Wenn die Zinsen steigen, fallen die Anleihekurse normalerweise und umgekehrt.
Unter Geldpolitik versteht man die Politik einer Zentralbank, die darauf abzielt, die Höhe der Inflation und des Wachstums einer Volkswirtschaft zu beeinflussen. Sie umfasst die Kontrolle der Zinssätze und des Geldangebots.
Quantitative Lockerung (QE) ist eine staatliche Geldpolitik, die gelegentlich eingesetzt wird, um die Geldmenge durch den Kauf von Staatsanleihen oder anderen Wertpapieren vom Markt zu erhöhen.
Die Volatilität ist das Tempo und Ausmaß von Auf- und Abbewegungen der Preise von Portfolios, Wertpapieren oder Indizes. Bei starken Schwankungen in beide Richtungen spricht man von hoher Volatilität. Sind die Schwankungen langsamer und weniger stark ausgeprägt, spricht man von geringerer Volatilität. Je höher die Volatilität, desto höher das Risiko der Anlage.
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