Technologiewerte: KI verleiht Tech-„Vampiren“ neue Superkräfte
Portfoliomanagerin Alison Porter erläutert, warum ihr Team die Aussichten für den Technologiesektor im Jahr 2025 positiv einschätzt. Während sich der Rückenwind durch KI weiter beschleunigt, sollten Anleger bedenken, dass disruptive Technologiewellen typischerweise lange anhalten und mit einer höheren Volatilität einhergehen.
7 Minuten Lesezeit
Zentrale Erkenntnisse:
- Anleger müssen sich darüber im Klaren sein, dass Computing-Wellen wie KI in der Regel lange anhalten, da sie hohe Investitionen erfordern und das Potenzial haben, in vielen Sektoren Disruption auszulösen. Wie bei früheren Technologiewellen ist zudem Volatilität zu erwarten.
- Während sich die KI-Welle im Vorfeld des Jahres 2025 weiter aufbaut, verleiht sie den Technologie-„Vampiren“ Superkräfte, da die FAANGs alle Möglichkeiten haben, um ihre Marktanteilsgewinne durch KI zu beschleunigen. In einer sich rasant entwickelnden Technologielandschaft spielt daher ein aktives Assetmanagement und eine gezielte Aktienauswahl eine zunehmend wichtige Rolle, zumal eng definierte thematische Ansätze ihre Grenzen haben.
- Wir glauben, dass der zentrale Schlüssel für die Generierung von Renditen für Anleger darin liegt, sich auf die fundamentalen Stärken und Potenziale jener Unternehmen zu konzentrieren, die die Disruption voranbringen – anstatt sie nur zu nutzen.
Wie lange wird die KI-Welle rollen?
Nach zwei Jahren mit konstant zweistelligen Renditen1 fragen sich Anleger, ob die Zeit für Investitionen in generative künstliche Intelligenz (Gen-KI) abgelaufen ist – und ob der KI-Hype seinen Höhepunkt erreicht hat. Auch wenn wir uns nicht mehr in der Anfangsphase der „vierten KI-Welle“ befinden, glauben wir, dass die Anleger sowohl die Dauer und den Umfang der erforderlichen Investitionen als auch das Ausmaß der langfristigen Disruptionen und Vorteile, die daraus folgen werden, weiterhin unterschätzen.
Computing-Wellen halten lange an
Zunächst ist wichtig, den Unterschied zwischen einer Welle und einem Thema (wie Cybersicherheit, Elektrofahrzeuge oder saubere Technologie) hervorzuheben. Computing-Wellen erfordern umfassende Investitionen in die gesamte Technologie – von den Siliziumbausteinen bis hin zu den Benutzeroberflächen und Anwendungen. Die PC-Internet-Ära erforderte zunächst eine Umstellung von der analogen auf die digitale Welt, was dazu geführt hat, dass die Preise für Computer sanken, ein demokratisierter Zugang geschaffen wurde und die Privathaushalte angeschlossen wurden. Die Mobile-Cloud-Welle, auf der die Internet-Infrastruktur aufgebaut wurde, wurde durch die Einführung des iPhone im Jahr 2007 ins Rollen gebracht. Dabei ist bemerkenswert, dass eine zentrale mobile Anwendung wie Uber erst 2019 an die Börse ging.
Die Parallele besteht darin, dass die Infrastruktur erst aufgebaut und die Skalierung erreicht sein muss, bevor die interessantesten und nützlichsten neuen Anwendungen final entwickelt und eingeführt werden können. Das aktuelle Tempo, in dem in KI-Rechenzentren investiert wird, ist beispiellos, während die Nachfrage von Unternehmen wie NVIDIA nach beschleunigter Rechenleistung in einem noch nie dagewesenen Tempo gestiegen ist. Die aktuelle Gen-KI-Welle hat jedoch noch keine Schnittstellenverschiebung oder neue Anforderungen an Edge-Geräte mit sich gebracht. Unsere Erfahrung zeigt, dass dies dem Muster früherer Technologie-Wellen folgt. Dabei reicht das Spektrum von der Ressourcen- und Produktivitätsoptimierung über Veränderungen im Zahlungsverkehr und in den Finanzsystemen bis hin zur Neukonzeption des Transportwesens durch autonome Lösungen. Es erfasst aber auch die Diagnostik, Chirurgie und Medikamentenentwicklung im Gesundheitssektor, den Einsatz humanoider Roboter und die bekannten erweiterten Möglichkeiten von PCs und mobilen Geräten. Und wir wissen, dass sich noch viel mehr verändern wird, wenn KI-Copiloten und autonome Agenten in der Wirtschaft einmal zu unserem Alltag gehören. Für Anleger ist also Geduld gefragt, um von dieser allgegenwärtigen und transformativen Welle zu profitieren.
Abbildung 1: Warum KI eine Welle ist und kein Thema
Erfordert Investitionen in alle Technologieebenen, was Disruption und Innovation auf breiter Ebene zur Folge hat
Volatilität ist zu erwarten, nicht zu befürchten
Wie es schon bei früheren Technologiewellen der Fall war, sollten Anleger nicht erwarten, dass die Entwicklung und Einführung generativer KI linear verlaufen. So gibt es etwa Engpässe bei der Entwicklung der Infrastruktur und der Verfügbarkeit von Silizium (Mikrochips), etwa dem neuesten Blackwell-Chip von NVIDIA. Tatsächlich dauerten vergangene Wellen typischerweise länger als sechs Jahre an, und sie lieferten überdurchschnittliche Renditen. Sie gingen aber immer auch mit erhöhter Volatilität und häufigen Rücksetzern einher.2
Für zusätzliche Volatilität wird die Neuausrichtung der Politik in den USA sorgen, mit der Steuern, Zölle und Regulierungen auf den Prüfstand gestellt werden. Viele Länder räumen dem Technologiesektor und der künstlichen Intelligenz heute nationale Priorität ein und sehen sie als zentrale Bestandteile einer breiteren Deglobalisierungs- und Reindustrialisierungsstrategie, wie sie derzeit verfolgt wird. Dies dürfte zwar die Volatilität erhöhen, aber auch die Nachfrage in Bereichen wie Infrastruktur und autonomes Fahren ankurbeln, wo sich die Entwicklung in den USA mit neuen bundesstaatlichen Gesetzen beschleunigen dürfte.
Aktives Stockpicking bietet mehr als eine enge thematische Ausrichtung
Während sich die KI-Welle im Jahresverlauf 2025 weiter aufbauen wird, glauben wir, dass aktives Assetmanagement wichtiger sein wird denn je. Auch wenn die Kapitalkosten weiter schwanken dürften, wird das Nullzins-Umfeld voraussichtlich nicht zurückkehren. Wir glauben daher, dass die Bewertungsdisziplin wieder ein wesentlicher Renditetreiber sein wird. Technologiephasen zeichnen sich typischerweise durch einen Wechsel der Marktführerschaft aus. Daher kann es schwierig werden, sich auf Indizes zu verlassen, in denen die Gewinner der letzten Welle als Schwergewichte vertreten sind.
In den letzten zehn Jahren erzielten sieben der zehn größten Technologieunternehmen eine Outperformance gegenüber dem breiteren MSCI All World Index, während nur vier den Tech-Index selbst übertrafen. Der Technologiemarkt ist nach wie vor ein Markt, der dem Prinzip „The winners take the most“ folgt. Dabei ist höheres Wachstum nicht dadurch garantiert, dass man sich im Marktkapitalisierungsspektrum nach unten bewegt. Unternehmen mit großer Nutzerbasis und großen Plattformen sind in der Lage, neue Produkte schneller zu skalieren – und sie verfügen über beträchtliche Ressourcen. Ein Fokus allein auf die Unternehmensgröße hat sich nicht als zuverlässige Strategie für die Aktienauswahl im Technologiesektor erwiesen – ebenso wenig wie eine enge thematische Ausrichtung.
Künstliche Intelligenz als Welle ist mit einer Fülle an langfristigen Anlagethemen verbunden, darunter Infrastruktur der nächsten Generation (einschließlich Cybersicherheit), Fintech, Elektrifizierung (einschließlich Energie, Elektrofahrzeuge und Clean Tech) und das Internet 3.0, die zur Generierung von Anlageideen beitragen. Daher muss der Schwerpunkt auf Faktoren wie Wettbewerbsvorteile, verantwortungsvolles Management, skalierbare Rentabilität und neue Produktinnovationen gelegt werden – und auf einen vernünftigen Preis, unabhängig von der Marktkapitalisierung oder der geografischen Lage. Wir sind überzeugt, dass die Kombination aus Bottom-up-Identifizierung der Technologieführer und thematische Ideengenerierung einerseits mit der Identifizierung unterschätzter Ertragspotenziale andererseits bei der anhaltenden Herausforderung, diesen dynamischen und innovativen Sektor richtig zu bewerten, helfen kann.
Abbildung 2: KI-Anlagechancen im Jahr 2025 und darüber hinaus
Quelle: Janus Henderson Investors, Stand: 30. September 2024. Verweise auf einzelne Wertpapiere stellen keine Empfehlung zum Kauf, Verkauf oder Halten bestimmter Wertpapiere, Anlagestrategien oder Marktsektoren dar und sollten nicht als rentabel angesehen werden. Janus Henderson Investors, sein angeschlossener Berater oder seine Mitarbeiter besitzen möglicherweise eine Position in den genannten Wertpapieren. Die Verwendung von Namen, Marken oder Logos Dritter dient nur zur Veranschaulichung und impliziert weder eine Verbindung zwischen einem Dritten und Janus Henderson Investor noch eine Billigung oder Empfehlung durch einen oder von einem Dritten. Sofern nicht anders angegeben, sind Marken das ausschließliche Eigentum ihrer jeweiligen Inhaber. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Hinweis auf die zukünftigen Renditen. Es gibt keine Garantie dafür, dass sich Trends der Vergangenheit fortsetzen oder Prognosen bewahrheiten.
Gen-KI verleiht Tech-„Vampiren“ Superkräfte
Es wird erwartet, dass der Aufbau von Infrastruktur und die Entwicklung von Anwendungen für generative KI noch Jahre dauern wird. Dabei ist wichtig zu beachten, dass mit jeder Technologiewelle üblicherweise nicht nur mehr Investitionen erforderlich werden, um das Potenzial der Technologie auszuschöpfen, sondern damit auch mehr Disruption in mehr Sektoren der gesamten Wirtschaft einhergehen. Je kräftiger die Gen-KI-Welle wird, desto mehr werden sich die Umwälzungen in vielen anderen Sektoren beschleunigen – so, wie es in der Vergangenheit auch schon der Fall war. Die Technologieunternehmen nutzen dabei weiterhin ihre herausragende Bilanzstärke, um in großem Maßstab in künftige Forschung und Entwicklung zu investieren, was ihre Fähigkeit unterstützt, attraktive Renditen für Anleger zu erzielen.
Abbildung 3: Tech-Unternehmen beschleunigen Marktanteilsgewinne dank KI
Quelle: Janus Henderson Investors, Bernstein, Stand: 31. Oktober 2024. Zum 31. Oktober 2014 auf 100 umbasiert. Die Grafik zu den Unternehmensgewinnen vergleicht die Unternehmensgewinne im Technologiesektor, vertreten durch den MSCI ACWI Information Technology + Communication Services (ex Telecoms) Index mit den Unternehmensgewinnen im Nicht-Technologiesektor, vertreten durch den MSCI ACWI ex (Information Technology + Communication Services ex Telecoms) Index. Basierend auf vergangenen Unternehmensgewinnen. Bis Dezember 2018 beinhaltete der benutzerdefinierte MSCI ACWI IT & Communication Services Index Unternehmen, die ursprünglich dem Technologiesektor angehörten, und Unternehmen, die derzeit dem Sektor Kommunikationsdienste angehören. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Hinweis auf die zukünftigen Renditen.
Wir halten die Aussichten für Technologieaktien weiterhin für hervorragend und konzentrieren uns wie bisher darauf, die führenden Unternehmen des Sektors zu identifizieren, indem wir den Hype-Zyklus nutzen. Zudem glauben wir, dass ein Fokus auf die Fundamentaldaten der Aktien dazu beitragen kann, durchgängige Renditen zu erzielen. Während sich die Gen-KI-Welle im Vorfeld des Jahres 2025 weiter aufbaut, verleiht sie vor allem den Technologie-„Vampiren“ Superkräfte, mit der sie ihre Stärke als FAANGs nutzen können, um ihre Marktanteilsgewinne zu beschleunigen. Wir glauben, dass sich Anleger weiterhin auf jene Unternehmen und Sektoren konzentrieren sollten, die die Disruption vorantreiben, anstatt sie nur zu erleben.
Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein zuverlässiger Indikator für die künftige Wertentwicklung.
1 Quellen: Janus Henderson Investors, Bloomberg. Technologiesektor = S&P 500 Information Technology Index, Gesamtrenditen in USD für 2023 und 01. Januar bis 25. November 2024.
2 Quellen: Janus Henderson Investors, Bloomberg, Stand: 31. Dezember 2023. Technologiesektor = S&P 500 Information Technology Index, Gesamtrendite in USD. PC-Welle 1994-2000; Mobile-Internet-Welle 2009 bis 2015.
AI Copilot: ein intelligenter virtueller Assistent, der große Sprachmodelle (LLMs) nutzt, um natürliche, menschenähnliche Konversationsinteraktionen zu ermöglichen und Benutzer bei einer Vielzahl von Aufgaben zu unterstützen.
Bilanzstärke: bezieht sich auf Unternehmen in einer starken finanziellen Lage. Die Bilanz ist eine Finanzaufstellung, in der die Vermögenswerte, Schulden und das Eigenkapital eines Unternehmens zu einem bestimmten Zeitpunkt zusammengefasst sind.
Bottom-up-Investitionen: konzentriert sich auf die Analyse einzelner Wertpapiere und berücksichtigt dabei Faktoren, die sich auf die Unternehmensbewertung auswirken (z. B. Gewinne, Qualität des Managements oder Margen), und allgemeine wirtschaftliche Faktoren, um die besten Chancen in einem Sektor oder einer Region zu identifizieren.
Edge-Gerät: Computergeräte in der Nähe des Endpunkts des Netzwerks, in der Regel in der Nähe von Datenquellen oder Verbrauchern, die für Echtzeitanwendungen und die Bereitstellung des Internets der Dinge (IoT) von entscheidender Bedeutung sind.
FAANG: Akronym, das 2013 für Facebook, Amazon, Apple, Netflix und Google geprägt wurde, da die Performance dieser Big-Tech-Aktien einen erheblichen Einfluss auf den gesamten globalen Aktienmarkt hatte.
Marktkapitalisierung: Gesamtmarktwert der ausgegebenen Aktien eines Unternehmens, wird in der Regel zur Bestimmung der Größe eines Unternehmens verwendet.
Hype-Zyklus: stellt die verschiedenen Phasen in der Entwicklung einer Technologie von der Konzeption bis zu ihrer breiten Einführung dar. Normalerweise überschätzen Märkte das kurzfristige Potenzial einer neuen Technologie oder Innovation, während sie ihr langfristiges Potenzial unterschätzen. Dadurch entstehen starke Schwankungen der betroffenen Technologieaktien.
Volatilität: Ausmaß, in dem der Wert eines Portfolios, eines Wertpapiers oder eines Index schwankt. Wenn der Kurs mit großen Schwankungen auf und ab schwankt, weist er eine hohe Volatilität auf. Wenn sich der Kurs langsamer und in geringerem Maße bewegt, weist er eine geringere Volatilität auf. Die Volatilität dient als Maß für das Risiko, das mit einer Anlage verbunden ist.
Die vorstehenden Einschätzungen sind die des Autors zum Zeitpunkt der Veröffentlichung und können von den Ansichten anderer Personen/Teams bei Janus Henderson Investors abweichen. Die Bezugnahme auf einzelne Wertpapiere stellt keine Empfehlung zum Kauf, Verkauf oder Halten eines Wertpapiers, einer Anlagestrategie oder eines Marktsektors dar und sollten nicht als gewinnbringend angesehen werden. Janus Henderson Investors, die mit ihr verbundenen Berater oder ihre Mitarbeiter haben möglicherweise eine Position in den genannten Wertpapieren.
Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein zuverlässiger Indikator für die künftige Wertentwicklung. Alle Performance-Angaben beinhalten Erträge und Kapitalgewinne bzw. -verluste, aber keine wiederkehrenden Gebühren oder sonstigen Ausgaben des Fonds.
Der Wert einer Anlage und die Einkünfte aus ihr können steigen oder fallen. Es kann daher sein, dass Sie nicht die gesamte investierte Summe zurückerhalten.
Die Informationen in diesem Artikel stellen keine Anlageberatung dar.
Es gibt keine Garantie dafür, dass sich vergangene Trends fortsetzen oder Prognosen eintreten.
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